Studie: Kindern bringt spätere Einschulung nichts
Bochum (dpa/tmn) - Eltern zweifeln manchmal an der Schulreife ihrer Kinder. Sie wollen sie deshalb ein Jahr zurückstellen lassen. Eine Studie rät davon ab. Demnach profitieren die Kinder nicht davon.
Eltern sollten sich gut überlegen, ob sie ihre Kinder später einschulen lassen. Sie hoffen in dem zusätzlichen Jahr zwar, dass das Kind reif genug für die Schule ist und dann leichter mitkommt. Doch das zweifelt eine neue Studie eines deutsch-britischen Forscherteams in der Zeitschrift „Journal of Developmental Medicine and Child Neurology“ an. Für die Studie wurden Daten von 999 Kindern ausgewertet, von denen ein Teil zurückgestellt worden war.
Die Wissenschaftler verglichen die Leistungen von verspätet und altersgemäß eingeschulten Kindern. Am Ende des ersten Schuljahrs fielen noch keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen auf. Im Alter von acht Jahren standen die altersgemäß eingeschulten Kinder im Schnitt jedoch besser da. Sie hatten acht Monate Vorsprung im Lernen. Die Mädchen und Jungen mussten standardisierte Tests in Lesen, Schreiben, Mathe und Aufmerksamkeit ausführen. Damit werde der Eindruck vieler Eltern widerlegt, ihr Kind könne von einem späteren Schulbeginn profitieren, erklärt die Studienautorin Julia Jäkel von der Ruhr-Universität Bochum.
In Deutschland werden die Kinder vor der Einschulung meist von einem Schularzt untersucht. Er spricht eine Empfehlung aus, ob die Kinder im aktuellen Jahr oder im nächsten eingeschult werden sollten. Eltern von Frühgeborenen plädieren beispielsweise öfter dafür, ihr Kind erst ein Jahr später in die Schule zu schicken. Laut den Autoren der Studie sind nun mehr Studien gefragt, die die Langzeiteffekte der verspäteten Einschulung untersuchen sollen.