Studie: Vorlesen fördert und wirkt auch langfristig

Berlin (dpa) - „Vorlese-Kinder“ profitieren langfristig - und zwar umso stärker, je mehr ihnen vorgelesen wurde. Einer neuen Untersuchung zufolge entwickeln sich nicht nur Sozialkompetenz und Schulerfolg, sondern auch kreative und sportliche Fähigkeiten positiv.

Besonderes profitieren Jungen sowie Kinder aus Familien mit einfacher Bildung, heißt es in einer Studie, die die Wochenzeitung Die Zeit gemeinsam mit der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn AG am Dienstag in Berlin mit Blick auf den bundesweiten Vorlesetag (18.11.) präsentierte. „Vorlesen ist ein Investment in die Zukunft der Kinder“, resümierte Simone Ehmig von der Stiftung Lesen.

Befragt wurden gut 500 repräsentativ ausgewählte Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren sowie ihre Mütter aus ganz Deutschland. „Die Studie führt keinen Kausalbeweis, aber sie erlaubt einen Plausibilitätsschluss“, ergänzte Ehmig. Besonders deutlich sei dies bei den Schulleistungen: In den Fächern Deutsche und Mathe erzielen „Vorlese-Kinder“ um bis zu 0,4 Notenpunkte bessere Ergebnisse als Kinder, denen nicht vorgelesen wurde. Jungen greifen zudem wesentlich häufiger selbst mit Freude zum Buch (+ 20 Prozentpunkte), wenn ihnen vorgelesen wurde, als wenn dies nicht der Fall war.

„Erfreulich ist es auch zu sehen, dass Vorlesen offenbar keine Lese-Nerds, Bücherwürmer und Stubenhocker hervorbringt“, ergänzte Jörg Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. Vielmehr erscheine Vorlesen als wichtiger Baustein für eine ganzheitliche Entwicklung: Der Anteil der Sporttreibenden ist unter „Vorlese-Kindern“ deutlich höher (66 Prozent) als bei den anderen (55 Prozent). Ebenso verhält es sich bei denen, die Musik machen (27 vs. 21 Prozent der Befragten).

Bereits zum fünften Mal legen die Initiatoren eine Studie zur Vorlesesituation in Deutschland vor. Sie plädieren erneut dafür, nicht sofort mit dem Vorlesen aufzuhören, wenn der Nachwuchs lesen lernt. „Das muss ein fließender Übergang sein, bis die Lesetechnik sitzt“, betonte Ehmig. Zudem sei ein wichtiger Pluspunkt des Vorlesens die Geborgenheit und miteinander verbrachte Zeit. Dies könne auch ein noch so gutes Hörbuch nicht ersetzen. Bahnchef Rüdiger Grube erinnerte sich an eigene Kindheitstage auf dem Bauernhof: „Wenn andere die Beine hochlegten, mussten meine Eltern auf dem Bauernhof arbeiten. Sie hatten nie Zeit zum Vorlesen. Das habe ich als Kind schmerzlich vermisst.“