Wann zum Logopäden? Kindern beim Sprechenlernen helfen

Hamburg (dpa/tmn) - „Luftabong“ statt „Luftballon“, „klettern“ statt „kleckern“, ein Lispeln oder ein verdrehter Satz: Wenn Kinder sprechen lernen, läuft das nicht gleich perfekt und hört sich oft niedlich an.

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„Weil Kinder in so unterschiedlichem Tempo sprechen lernen, ist es für Eltern oft nicht leicht zu beurteilen, ob ihr Kind altersgerecht spricht“, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Nicht jede Auffälligkeit ist gleich eine Störung und muss behandelt werden. Machen sich Eltern Sorgen, weil ihr vierjähriges Kind sich kaum verständlich machen kann und es deshalb unglücklich ist? Dann raten Experten, die Ursachen klären zu lassen.

„Der erste Gang führt dann zum Kinderarzt, der bei Bedarf ein Rezept für eine logopädische Behandlung ausstellen kann“, sagt Sonja Utikal, Referentin beim Deutschen Bundesverband für Logopädie (dbl) in Frechen. Oft verordnen die Kinderärzte eine solche Sprachtherapie im Rahmen der regulären U-Vorsorgeuntersuchungen. „Wichtig ist zum Beispiel die U7a im Alter von drei Jahren, da können wir verschiedene Tests durchführen“, sagt Stefan Renz vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg.

Die Akteure im Gesundheitssystem diskutieren regelmäßig darüber, ob Sprachtherapien zu oft oder zu selten verordnet werden. Der Kinderarzt Prof. Hans-Michael Straßburg aus Würzburg erzählt, dass viele Eltern bei der Beurteilung, ob ihr Kind altersgemäß entwickelt ist, sehr unsicher sind. Demnach berichten Ärzte immer wieder vom Druck durch Eltern, die eine logopädische Therapie für ihr Kind wollen. „Aber auch Eltern berichten vom Druck durch Ärzte und Erzieher, dass sie ihr Kind untersuchen und behandeln lassen sollten“, sagt Straßburg.

Eltern sind oft unsicher, ob bei ihrem Kind alles in Ordnung ist - schließlich ist das individuell sehr unterschiedlich. Für Laien sei es schwierig zu hören, um welche Sprach- oder Sprechauffälligkeit es sich handeln könnte, sagt Logopädin Utikal. Sagt das Kind zum Beispiel „Tasse“ statt „Kasse“ - oder macht es andersherum aus „Tasse“ das Wort „Kasse“? „Die zugrundeliegende Problematik wäre in diesen beiden Fällen eine jeweils völlig unterschiedliche, was deshalb auch unterschiedliche Behandlungsempfehlungen zur Folge hätte.“

Ein Tipp fürs Üben zu Hause gibt Kinderarzt Renz: Wenn ein Kind zum Beispiel immer „taufen“ statt „kaufen“ sagt, oder „Tuchen“ statt „Kuchen“, dann bringe es wenig, das Kind diese einzelnen Wörter immer wieder aufsagen zu lassen. „Es ist besser, diesen Begriff einzubinden in einen Satz oder eine Geschichte.“

Utikal empfiehlt zur Unterstützung beim Sprechenlernen beispielsweise Singspiele, Fingerreime, Klatsch- oder Bewegungsspiele. Wichtig sei auch eine ruhige Sprache in Alltagssituationen. Und sie empfiehlt, mit dem Kind „in Kontakt zu sein“. „Ich beobachte immer wieder, dass Mütter auf ihr Smartphone schauen, während sie mit einem kleinen Kind unterwegs sind oder ihm das Gerät zum Spielen geben.“

Auch wenn es anstrengender sein mag: „Binden Sie das Kind in die Einkaufsroutinen ein, beteiligen Sie es über Fragen.“ Eltern können beispielsweise sagen: „Suchst Du bitte mal die Nudeln - siehst Du sie schon?“ Es hilft, das Eingekaufte zu versprachlichen, sagt die Logopädin. „Dadurch wird das Sprechenlernen kinderleicht.“