Weit draußen und ganz im Grünen: Der Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf

Berlin (dpa/tmn) - Der Waldfriedhof Zehlendorf liegt abseits des Hauptstadttrubels im Berliner Süden. Der Ku'damm ist weit weg, das Brandenburger Tor und der Reichstag auch.

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Trotzdem gilt er als einer der wichtigsten Prominentenfriedhöfe Berlins.

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Politiker wie Willy Brandt und Ernst Reuter sind hier bestattet worden, Schauspieler wie Hildegard Knef und Günter Pfitzmann und zahlreiche andere bekannte Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte. Mit Alt-Bundespräsident Walter Scheel ist jetzt eine weitere bekannte Person hinzugekommen.

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Kunsthistorisch interessant ist der Waldfriedhof eher nicht: Er entstand erst in den Nachkriegsjahren. Es gibt keine imposanten Mausoleen, keine überdimensionalen Engelsfiguren, keine Familiengrabanlagen über Generationen hinweg. Das Besondere sind die Gräber im Grünen: Wer hier ruht, ruht zwischen Bäumen, fast so, als wäre es tatsächlich ein Friedhof im Wald.

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Kiefern standen hier schon, bevor der Friedhof angelegt wurde. Birken gibt es inzwischen viele, aber auch Eichen und Ebereschen, zwischen den Gräbern nicht selten Rhododendren und darauf viel Efeu, das seinen Weg über Grabplatten und manchmal über Gräber hinweg gefunden hat. Fast alle Wege sind kleine Alleen, die zwischen den Bäumen hindurchführen, an denen hier und da ein Eichhörnchen hoch huscht und auf deren Ästen Vögel zwitschern.

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Der Waldfriedhof Zehlendorf erstreckt sich über 375 000 Quadratmeter. Rund 40 000 Menschen sind hier bestattet worden. Auf den Gräbern dominiert Schlichtheit.

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Der frühere Bundespräsident Johannes Rau hatte sich gewünscht, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte begraben zu werden. Willy Brandt, der 1992 verstorbene Friedensnobelpreisträger, langjährige SPD-Parteivorsitzende und frühere Bundeskanzler, zog den Waldfriedhof vor. Sein Grab ist ohne Pomp: ein einfacher Stein, auf dem nur sein Name steht, zwei Blumenschalen links und rechts daneben.

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Nur einen Schritt weiter findet sich das Grab von Ernst Reuter, ein Vorgänger Willy Brandts als Regierender Bürgermeister von Berlin. Er starb 1953 und ist gemeinsam mit seiner Frau Hanna beigesetzt worden. Auch ihr gemeinsamer Grabstein ist eher schlicht und ohne Schnörkel.

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Politiker ruhen auf dem Waldfriedhof etliche: Jakob Kaiser gehört dazu, der schon während der Weimarer Republik Reichstagsabgeordneter war und zu den Gründern der CDU zählt. Sein Grabstein ist tatsächlich ungewöhnlich. Er zeigt Jesus im Sturm auf dem See Genezareth, umringt von ängstlichen Jüngern, die glauben, das Boot gehe gleich unter. Und das entsprechende Zitat aus dem Neuen Testament steht als Mahnung an die Nachwelt gleich dabei: „Was seid ihr verzagt, ihr Kleingläubigen!“

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Aber neben der Politprominenz ist der Waldfriedhof auch die letzte Ruhestätte zahlreicher Künstler. Die Anfang April 2016 verstorbene Hendrikje Fitz, vor allem für ihre Rolle in der Krankenhausserie „In aller Freundschaft“ bekannt, ist hier begraben, daneben zum Beispiel Hildegard Knef.

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Schon durch seine Größe fällt der Italienische Ehrenfriedhof auf: Ein Denkmal erinnert daran, dass im Zweiten Weltkrieg in Berlin auch zahlreiche Italiener Opfer von Krieg und Nazidiktatur wurden. Begraben sind dort unter anderem Zwangsarbeiter, die bei Bombenangriffen ums Leben kamen, aber auch fast 130 italienische Soldaten.

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Sie waren nach Deutschland deportiert worden, nachdem Italien 1943 nicht mehr an der Seite des Deutschen Reiches kämpfen wollte und wurden noch kurz vor Kriegsende ermordet. Auf flachen Marmorgrabmalen erinnern die Name samt den Lebensdaten, soweit bekannt, an die Kriegsopfer. An einer Seite des Ehrenfriedhofs steht ein überdimensionales Kreuz, auf der anderen ein modernes Denkmal, zu dem die Figur eines Trauernden gehört.

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Ein Kreuz steht auch über dem Gräberfeld für die Schwestern von der Heiligen Elisabeth, einem katholischen Frauenorden, von denen hier einige beigesetzt wurden. Ihre Gräber wirken noch bescheidener als die übrigen. Die Potsdamer Chaussee, auf der täglich Tausende von Autos aus Brandenburg in die Hauptstadt fahren, ist nur ein paar Minuten entfernt. Doch an den Gräbern der Schwestern von der Heiligen Elisabeth ist vom Verkehrslärm nichts zu hören - die Floskel von der ewigen Ruhe, auf dem Waldfriedhof stimmt sie.