Stress in der Kita Wie Eltern bei Konflikten im Kindergarten reagieren sollten
Lippstadt (dpa/tmn) - Kleine Gruppe? Studierte Kindergartenpädagogen? Bio-Essen? In vielen deutschen Städten ist es schon schwer genug, überhaupt einen Krippen- oder Kindergartenplatz zu bekommen - da müssen Eltern Kompromisse eingehen.
Zu Zufriedenheit führt das nicht immer: „Immer mehr Eltern besuchen unsere Beratungsstellen, weil sie Zweifel an der Qualität der Kinderbetreuung haben“, sagt Andreas Engel von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung in Fürth.
Quantität statt Qualität? „Das kann man so pauschal nicht sagen, denn in vielen Einrichtungen wird sehr gute Arbeit geleistet“, schränkt Engel ein. „Aber wir beobachten schon, dass es in immer mehr Einrichtungen an gut ausgebildetem Personal mangelt.“
Wer die finanziellen Mittel hat, kann private Betreuungsangebote in Anspruch nehmen. Doch viele Eltern sind auf das öffentliche Angebot angewiesen, besonders im ländlichen Raum. Eike Hovermann, Leiter der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort in Lippstadt weiß um die strukturellen Probleme, warnt jedoch gleichzeitig vor einem einseitig gezeichneten Bild: „Viele Eltern bringen auch sehr hohe Erwartungshaltungen mit, die kaum jemand erfüllen kann.“
Hovermann, der Fortbildungen für Kita-Personal anbietet, erlebt in Gesprächen mit Erziehern, wie hoch der Druck von Elternseite geworden ist. Es seien dabei gar nicht nur die berühmt-berüchtigten Helikoptereltern, die Unmögliches verlangen. Auch viele andere Eltern hätten Probleme, ihre Kinder vertrauensvoll in die Kita abzugeben.
Wird mein Kind genug gefördert und betreut? Solche Zweifel der Eltern werfen laut Hovermann einen Schatten aufs Kind, das dann vielleicht nur ungern oder sogar weinerlich in den Kindergarten geht. „Man muss sich als Eltern deshalb auch fragen: Wie reden wir zu Hause über den Kindergarten? Positiv oder nur negativ?“
Manche Probleme lassen sich nur schwer vermeiden, beispielsweise Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung. „Wie viel Zeit Kinder für die Eingewöhnung brauchen, ist sehr individuell und nicht zwingend abhängig von der Qualität der Einrichtung“, sagt Engel.
Doch was, wenn das Kind auch Wochen nach der Eingewöhnung noch weint, wieder einnässt oder wegen eines anderen Kindes partout nicht in den Kindergarten will? „Dann wird es höchste Zeit, mit den Erziehern zu sprechen. Je früher, desto besser“, sagt Hovermann.
Wenn Eltern das Gefühl haben, dass sich trotz eines Gesprächs nichts verbessert, kann die Kindergartenleitung hinzugezogen werden. „Dann muss man nochmal genauer hinschauen“, sagt Engel. Er ermutigt Eltern dazu, sich auch mal durch eine Hospitation einen persönlichen Eindruck vom Kindergartenalltag zu machen.
Das gilt ganz besonders dann, wenn das Kind zu Hause unschöne Dinge erzählt: etwa, dass es ständig von anderen Kindern geschubst wird oder nicht auf die Toilette darf. „Nehmen Sie Ihr Kind auf jeden Fall ernst und gehen Sie der Sache nach“, rät Elke Nowotny vom Kinderschutz-Zentrum Berlin.
Oft unterscheiden sich die Beschreibungen vom Kind und den betreuenden Personen, sagt Nowotny. „Dann muss man beide Seiten in Ruhe anhören - die Geschichte des Kindes und die der Erzieherin.“
Wenn sich Vorfälle und negative Erzählungen immer wiederholen, ist es mit kitainternen Gesprächen nicht mehr getan. „Dann sollten Eltern sich auf jeden Fall professionelle Beratung von außen holen und einen Wechsel der Einrichtung in Erwägung ziehen.“ Dies sei aber immer der letzte Schritt, sagt Nowotny.