Worauf bei Babytragen und Tragetüchern zu achten ist
Bad Friedrichshall (dpa/tmn) - Beim Bummel im vollen Kaufhaus, beim Spaziergang über holprige Wege oder daheim beim Aufräumen: Wer sein Baby in einer Trage oder einem Tuch trägt, hat die Hände frei und kommt besser voran.
Viele Babys lieben es, an Mamas oder Papas Brust gekuschelt zu sein. Es soll sie beruhigen, ihnen Nähe und Geborgenheit geben. Doch viele Eltern haben Zweifel: Ist das Baby in Tuch oder Trage sicher aufgehoben? Sind Körper und Köpfchen richtig und gut gestützt? Und was ist eigentlich mit dem elterlichen Rücken?
In jedem Fall sollten Eltern sich vor dem Kauf gut beraten lassen, sagt Kinderphysiotherapeutin Birgit Kienzle-Müller aus Bad Friedrichshall. Sie rät davon ab, sich die Trage schenken zu lassen oder sie bereits vor der Geburt zu kaufen. „Jede Mutter bringt ja eine andere körperliche Konstitution mit und neigt mehr oder weniger zu Rückenschmerzen.“ Und die Wirbelsäule der Babys sei - beispielsweise je nach Alter - unterschiedlich ausgebildet. „Deshalb empfehle ich den Eltern, sich von speziell ausgebildeten Trageberaterinnen helfen zu lassen und auszuprobieren, welche Trage richtig sitzt.“
Ein wichtiges Kriterium beim Kauf: Das Baby soll in der sogenannten Anhock-Spreizstellung sitzen. Das heißt, dass sich die Knie des Kindes über Po-Höhe befinden und leicht gespreizt sind. Die Trageberaterin Anke Zeinoun aus Hannover ergänzt: „Das Wichtigste dabei ist, dass die Trage den gesamten Rücken des Kindes vom Po bis zum Nacken gut stützt und dass das Baby nicht vom Körper wegrutschen kann, wenn sich der Träger nach vorne beugt.“
Doch auch der Rücken der Eltern soll so gut es geht entlastet werden. Deshalb sollten sie die Trage möglichst weit oben und dicht am Körper haben - so dass sie dem Baby bequem auf den Kopf küssen können. Haben Mütter oder Väter bereits Rückenprobleme, sollten sie vor dem Kauf mit ihrem Arzt oder Physiotherapeuten sprechen, rät Zeinoun.
Ob ein Tuch oder eine Trage besser passt, müssen Eltern ganz nach ihren eigenen Vorstellungen entscheiden. „Ein Tuch ist individuell und variabel zu binden und reicht oft für die ganze Tragezeit“, sagt Zeinoun. Eine Trage sei hingegen einfacher handhabbar. „Aber letzten Endes muss jeder selbst ausprobieren, womit er besser zurechtkommt.“
Auf dem Markt gibt es etliche Produkte - die sich aber in den Beschreibungen ähneln. So hat beispielsweise das Modell My Go der Firma Cybex eine Sitzstütze für Neugeborene, wie Produktmanagerin Monja Fuchs erklärt. Größere Kinder könnten darin auch auf dem Rücken getragen werden. Die Babytrage Pure Cotton von Manduca und die Tragen der schwedischen Firma Babybjörn haben eine eingearbeitete Kopfstütze. Auch sie sollen schon für Neugeborene geeignet sein. Bei Babybjörn können Kinder ab fünf Monaten auch mit dem Blick nach vorn getragen werden - Experten sehen das allerdings kritisch. Im Zweifel gilt auch hier: am besten den Kinderarzt fragen.
Die Firma Ergobaby bietet mehrere sehr unterschiedliche Tragen - sie sind nach Angaben des Unternehmens in unterschiedlichen Passformen und Designs erhältlich. Manche Eltern legen Wert auf Biobaumwolle, andere wählen eine sportliche Trage. Ein Modell lasse sich beispielsweise in vier Positionen tragen: Auf dem Rücken, klassisch vor der Brust oder mit dem Blick nach vorn und auf der Hüfte, sagt eine Unternehmens-Sprecherin. Außerdem hat Ergobaby ein Tragetuch im Programm.
Die Tücher seien besonders gut für Neugeborene geeignet, sagt Ingo Schröder. Er ist Geschäftsführer der Firma Hoppediz, die auch solche Tücher herstellt. Viele Eltern scheuen sich, das Tuch mit Baby im Arm zu binden - meistens funktioniert das nur zu zweit. Schröder betont, dass diese Tücher sich schon vorbinden lassen und das Kind erst dann hineingesetzt werden kann. Entscheiden sich Eltern für ein Modell aus Jersey-Stoff, sollten sie umsteigen, wenn das Kind neun Kilo schwer ist. Dann eignet sich laut Schröder ein gewebtes Tuch - oder eben eine Trage.
In einer Stichprobe der Stiftung Warentest von 2014 erfüllten alle Modelle die europäischen Vorschriften. Außerdem war es bei allen getesteten Tragen möglich, das Baby auf dem Bauch oder dem Rücken zu tragen. Die Experten raten aber, genau aufzupassen: Nicht immer geben die Kopfstützen genug Halt für sehr kleine Säuglinge. Beim Kauf sollten Eltern ausprobieren, ob das Baby gut in der Trage sitzt. Dann sollten sie auch darauf achten, dass Schnallen und Knöpfe nirgendwo drücken und dass Gurte nirgends einschneiden - weder am Körper der Eltern noch beim Baby.