Dividende allein macht es nicht: Was für Anleger wichtig ist
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Anfänger unter den Privatanlegern stehen häufig mit großen Augen vor den Kennzahlen eines Unternehmens. Nicht immer erschließt sich ihnen sofort, welcher Wert aussagekräftig ist und wie er gedeutet werden muss.
Bekannt ist vielen die Dividende, die Gewinnbeteiligung, die an viele Aktienbesitzer ausgeschüttet wird. Experten werten den Cashflow aber höher. Nur warum?
Finanzexperten kontrollieren eine ganze Reihe an Zahlen, bevor sie in ein Unternehmen investieren. „Das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis wird in den Vordergrund gestellt, also die Frage, wie viele Jahresgewinne des Unternehmens der Aktienkurs widerspiegelt“, sagt etwa Thilo Stadler von der Independent Capital Management Vermögensberatung in Mannheim. Vielen Käufern genüge diese Kennziffer zusammen mit der Dividendenrendite.
Auf die Dividende zu achten, macht natürlich Sinn. „Die Dividende ist wichtig für den Privatanleger, weil er sie versteht“, erklärt Franz-Josef Leven, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstitutes in Frankfurt am Main. Die Definition ist denkbar einfach: „Die Dividende ist der Gewinnanteil pro Aktie, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird“, erklärt Stadler.
Das Manko: Ob der Gewinn nachhaltig erzielt werden könne, spiele keine Rolle. „Grundsätzlich freuen sich die Aktionäre natürlich über hohe Dividendenzahlungen“, meint auch Stephan Witt von der Finum Private Finance AG in Berlin. „Allerdings könnte dies dann tatsächlich ein Zeichen für mangelnde Investitionen sein.“ Professionelle Investoren kontrollierten mehr, sagt Stadler. Dazu gehören beispielsweise der Verschuldungsgrad, die Marktstellung des Unternehmens in der jeweiligen Branche, die nachhaltige Ertragskraft, die Dividendenkontinuität, Investitionen in das Zukunftsgeschäft und auch die Qualität des Managements.
Eine wichtige Kennzahl bei der Bewertung eines Unternehmens ist sein Cashflow. „Ganz einfach ausgedrückt, ist der Cashflow die Menge an Zahlungsmitteln, die ein Unternehmen am Jahresende mehr auf dem Konto hat als am Jahresanfang“, erklärt Leven. Der Cashflow sei aber nicht identisch mit dem Gewinn, da auch noch Zahlungen berücksichtigt werden müssten, die nicht nur das eine Geschäftsjahr beträfen, beispielsweise der Kauf von Maschinen.
„Der Cash-Flow beantwortet die Frage, wie viele finanzielle Mittel das Unternehmen tatsächlich erwirtschaftet hat“, sagt auch Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf. Der Vorteil: Diese Kennziffer eliminiere „sämtliche politische Bilanzkosmetik“ und gewähre einen besseren Blick auf die tatsächliche Finanzlage des Unternehmens. „Die Cashflow-Rechnung zeigt auch, wie kreditwürdig ein Unternehmen ist, weil zu erkennen ist, ob ein Unternehmen die Kraft besitzt, die Schulden auch tatsächlich zurückzuzahlen“, ergänzt Tüngler.
Aber auch beim Thema Cashflow gilt es sich gründlich zu informieren. Grundsätzlich sei natürlich ein positiver Cashflow gut, sagt Witt. „Trotzdem sollte nicht vergessen werden, dass ein Unternehmen, welches gerade sehr viel investiert hat, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, meist aufgrund der hohen Auszahlungen einen negativen Cashflow aufweisen kann.“ Anleger müssten zwischen einem operativen und einem Investitions-Cashflow unterscheiden. Es sei wichtig zu wissen, ob das Geld investiert wurde, um künftig zu wachsen oder nur, um den aktuellen Level zu halten.
Investitionsfreudige Unternehmen wiesen oft einen hohen Cashflow auf. Die Investitionen könnten sich zwar in der Zukunft auszahlen, würden sich aber nicht unbedingt sofort in hohen Dividenden niederschlagen. Hier müsse der Anleger entscheiden, ob er genug Geduld und Vertrauen habe, um auf die Rendite zu warten.
Vor dem Kauf von Aktien eines einzelnen Unternehmens sollte der Anleger auf beide Größen achten, Dividende und Cashflow. Außerdem wichtig: „Nie nur in ein Unternehmen oder eine Branche allein investieren“, sagt Leven. Privatanleger sollten außerdem verstehen, was das Unternehmen produziere, dessen Aktien sie kauften, und ob die Branche gut dastehe. Hier helfe ein Blick in die Umsatzentwicklung und den Cashflow des Unternehmens. Wer sein Geld auf Wertpapiere von acht bis zehn Unternehmen streuen könne - oder eben einen entsprechenden Fonds wählt, werde auf lange Sicht in etwa die Entwicklung des Aktienindex mitmachen, in dem die Unternehmen abgebildet werden.