Einstieg in den Aktienhandel - Was Anleger beachten müssen
Berlin (dpa/tmn) - Aktien sind Unternehmensanteile. Sie werden an der Börse gehandelt, also gekauft und verkauft. Ihren Preis bestimmen Angebot und Nachfrage.
Wollen mehr Anleger die Aktie kaufen als verkaufen, steigt der Kurs. Verkaufen sie hingegen mehr, gibt der Kurs nach. Entsprechend schwanken die Aktienkurse an der Börse.
Privatpersonen haben meist keinen direkten Zugang zur Börse. Sie müssen ihre Aktiengeschäfte über eine Bank abwickeln - also ein Depotkonto einrichten, auf dem die Aktien liegen können. Das ist möglich bei einer Filialbank oder bei einer Online-Bank. Beides hat Vor- und Nachteile.
„Bei einer Online-Bank ist die Kontoführung oft kostenlos und auch die Handelsprovisionen liegen deutlich unter dem einen Prozent, das die Filialbanken im Durchschnitt verlangen“, sagt Roland Aulitzky von der Zeitschrift „Finanztest“. Solche Handelsprovisionen bezahlen die Anleger der Bank für das Kaufen und Verkaufen der Aktien.
Der Vorteil der teureren Filialbank ist die Beratung. Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz empfiehlt deshalb: Aktienneulinge sollten sich an ihre Hausbank wenden. Oft erkundigt sich der Berater über die geplante Aktienanlage. „Diese Fragen bringen Selbsterkenntnis“, erklärt Tüngler. Denn bevor man sein Geld an der Börse investiert, sollte man für sich klären, was man riskieren kann und möchte. Kurz: Welcher Anlagetyp man ist.
Ob einem die Konditionen oder die Beratung wichtiger sind, muss jeder Aktieneinsteiger selbst entscheiden. „Darauf gibt es keine richtige Antwort, weil jeder Anleger eine andere Ausgangsvoraussetzung hat“, meint Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Christine Bortenlänger vom Deutschen Aktieninstitut (DAI)rät: „Legen Sie ein Musterdepot an.“ So können sich Anleger mit Aktien und Anlagen vertraut machen und ein Gefühl für Märkte entwickeln. Denn beim virtuellen Depot lassen sich Aktien verwalten und handeln, ohne das Anleger dabei echtes Geld einsetzen müssen.
Haben Anleger sich mit dem Thema vertraut gemacht und ein Depot eröffnet, müssen sie entscheiden, wie viel Geld sie anlegen. „Die individuelle Aktienquote sollte sich nach den persönlichen Vorlieben und der jeweiligen Lebenssituation richten“, rät Bortenlänger. Keinesfalls sollte man sein ganzes Geld nur in Aktien anlegen.
Für kurz- und mittelfristige Konsumbedürfnisse müssen genügend Barreserven oder liquide Zinspapiere vorhanden sein - auf die man in Notfällen zurückgreifen kann. So beugt man der Gefahr vor, dass man Aktien verkaufen muss, wenn sich die Börse im Abschwung befindet. „Boomphasen und Phasen mit Kurseinbrüchen wird es immer geben“, sagt Scherfling. Ein Zeithorizont von rund 10 Jahren sei sinnvoll.
Nach dieser Vorarbeit, geht es los: Anleger müssen sich entscheiden, in welche Aktien sie investieren. Dabei gibt es ein paar Regeln zu beachten. „Streuung ist das A und O“, rät Aulitzky. Das heißt, wer sich Aktien in Eigenregie zulegt, sollte darauf achten, dass er in verschiedene Branchen und unterschiedliche Regionen investiert. So könne man das Verlustrisiko kleiner halten. „Die Mindeststreuung bei einzelnen Aktien sind acht bis zehn Stück“, sagt Scherfling. Dazu ist eine gewisse Kapitalgrundlage nötig. Wie viel, ist schwer zu sagen, da es Aktien in allen Preisklassen gibt.
Mit dem Kauf ist es nicht getan. Der erfolgreiche Aktionär muss sein Depot „pflegen“, wie es die Börsianer nennen - sich also mit den Geschäften der Firma auseinandersetzen und das Marktumfeld im Blick behalten, in dem das Unternehmen tätig ist. Das ist nötig, damit der Anleger reagieren kann, wenn Chancen oder Risiken sich ändern. Doch Vorsicht: Es ist nicht sinnvoll, ständig sein Depot umzuschichten, denn das kann teuer werden. Jeder Kauf und Verkauf kostet Geld. „Hin und Her macht Taschen leer“, lautet eine Börsenweisheit.
Info-Kasten: Den richtigen Ein- und Ausstieg am Aktienmarkt finden
Nicht jeder will sich mit seinen Aktien intensiv beschäftigen. Manchen fehlen auch die finanziellen Mittel, um in mehrere verschiedene Aktien zu investieren. Dann können Fonds oder ETFs interessant sein. Sie bündeln das Geld vieler Anleger und kaufen damit Aktienpakete, die bestimmte Branchen, Länder oder Indices, wie den Dax abbilden. Anleger können bereits mit kleineren Beträgen in Investmentfonds einsteigen, erklärt Christine Bortenlänger vom Deutschen Aktieninstitut (DAI). Die monatlichen Zahlungen entschärfen die Herausforderung, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen.
Der Ausstieg aus einzelnen Aktien muss zu den persönlichen Zielen des Anlegers passen. Wenn das angepeilte Kursziel erreicht ist, kann er die Aktie verkaufen und die Gewinne realisieren. Das gilt auch umgekehrt. „Wenn man die Aktie mit einem bestimmten Motiv gekauft hat, diese Rechnung aber nicht aufgeht, dann sollte man nicht an der Aktie kleben bleiben“, warnt Roland Aulitzky von Finanztest.
Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rät: time schlägt timing! Das bedeutet: Es ist gar nicht so wichtig, im richtigen Moment zu kaufen, sondern Geduld zu haben. Die Zahlen geben ihm recht. Betrachtet man die Aktiengewinne in den vergangenen 20 Jahren sind die Kurse in Deutschland jährlich durchschnittlich um acht Prozent gestiegen.