Autokorso bis Heimkino Elf nützliche Tipps zur Fußball-WM
Berlin (dpa/tmn) - Autokorsos, schwarz-rot-goldene Fahnen am Balkon, und noch spät in der Nacht schallen die „Schland“-Rufe durch die Straßen. Schon klar, bei der Fußball-WM herrscht Ausnahmezustand.
Dennoch gibt es ein paar Spielregeln, auf die Fans achten müssen, wenn sie sich keine Rote Karte von der Polizei, ihrem Arbeitgeber oder Vermieter einhandeln wollen. Elf Tipps im Überblick:
Büro: Gegen Südkorea spielt Deutschland bei der Fußball-WM um 16.00 Uhr, an einem Mittwoch. Für viele Berufstätige ist das Arbeitszeit. Dürfen sie das Spiel im Büro anschauen? Oder wenigstens Radio hören? Auch wenn es dem Fan-Herz wehtut: nein. Erlaubt ist das nur, wenn der Arbeitgeber es ausdrücklich gestattet, erklärt Arbeitsrechtler Jürgen Markowski.
Auto: Klassiker sind „Car-Bikinis“ - Überzieher für Seitenspiegel - und Fähnchen für die Seitenfenster. „Beides ist erst einmal unproblematisch und erlaubt“, erklärt Michael Siefener vom Bayerischen Innenministerium. Der Fahrer darf aber nicht behindert werden. Er warnt davor, auf Dach oder Motorhaube mitzufahren und sich übermütig aus dem Fenster zu lehnen - das habe schon zu schlimmen Unfällen geführt. Bei Autokorsos und Hupkonzerten hat die Polizei einen Ermessensspielraum: Sie kann, muss aber nicht einschreiten, erklärt Rechtsanwalt Michael Burmann vom Deutschen Anwaltverein.
Heimkino: Gute Beamer gibt es schon für um die 400 Euro. Und die Projektoren sind inzwischen so weit entwickelt, dass in einem Vergleich der Stiftung Warentest 10 von 15 Beamern die Note „gut“ erhielten. Dabei empfehle sich eine Leuchtkraft um 3000 Lumen, rät die Fachzeitschrift „c't“. Teurere Geräte mit Ultra High Definition (UHD) bieten den Vorteil, dass sie die neue Kontrasttechnik High Dynamic Range (HDR) beherrschen, die viel Schirmhelligkeit erfordert. Es gibt aber auch TVs und Beamer ohne HDR, die hell genug sind. Der Sender Sky überträgt 25 Partien in UHD, auf allen anderen Kanälen gibt es Full HD oder HD. Mietangebote für Beamer und TVs sind dagegen oft recht teuer, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erhoben hat. Bis zu 250 Euro für einen Monat TV-Miete werden fällig.
TV-Empfang: Ein Ärgernis für Fans ist die unterschiedliche Signalgeschwindigkeit. Am frühesten jubeln Sat-Kunden über das Tor, hat die Fachzeitschrift „c't“ ermittelt. DVB-T 2 HD kommt im ZDF 2,5 Sekunden später an (ARD: 4,5). Im Digitalkabel sind es rund 6 Sekunden. Beim Internetempfang kann es bis zu rund 50 Sekunden dauern - da erfährt man mitunter eher durch die Nachbarn vom Treffer.
Trikots: Fans müssen sich vor gefälschten DFB-Trikots in Acht nehmen. Bei Schnäppchen unter dem üblichen Preis sollten sie daher skeptisch sein. Die Original-Trikots von Adidas kosten für Männer 89,95 Euro, für Frauen 79,95 Euro und für Kinder 69,95 Euro. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Design-Details. Das Heimspiel-Trikot ist traditionell weiß, in diesem Jahr mit einem gezackten Streifen aus drei Grautönen auf der Brust. Auf dem Kragen sollte der Schriftzug „Die Mannschaft“ stehen. Auf der Innenseite befindet sich ein gebrochener Balken aus mehreren schmalen Streifen in Schwarz, Rot und Gold, der an einen Adler erinnert.
Balkon: Mieter dürfen auf dem Balkon Flagge zeigen. Wer allerdings eine Halterung montieren will, muss vorab seinen Vermieter um Erlaubnis fragen, erläutert der Deutsche Mieterbund. Außerdem müssen Fans sicherstellen, dass die Fahne nicht herunterfällt und Passanten verletzt oder Autos beschädigt. Weitere Spielregeln für Mieter: Ab 22.00 Uhr gilt die Nachtruhe auf Balkon, Terrasse und im Garten. Soll die Party dann weitergehen, sollten Fans in Gaststätten oder bei einer Public-Viewing-Veranstaltung weiterfeiern.
Blumen: Auch das Beet und der Blumentopf lassen sich in Schland-Farben tauchen. Die Auswahl an roten und gelben Blumen ist groß, aber es gibt sogar einige Exemplare mit schwarzen Blüten oder Blättern. Die Fachgruppe Jungpflanzen (FGJ) im Zentralverband Gartenbau empfiehlt für sonnige Standorte etwa schwarze Petunien und Zauberglöckchen. Aber auch dunkle Blattpflanzen und Sorten des Purpurglöckchens eignen sich. Hobbygärtner können zudem Sorten des Schwarzen Schlangenbartes oder der Süßkartoffel verwenden. Für einen Schattenplatz eignen sich dunkle bis schwarze Sorten der Buntnessel. Sie gedeihen gut in Kombination mit gelben Multiflora-Begonien und roten Impatiens-Neu-Guinea-Hybriden.
Bank: Zu viele Freunde eingeladen und zu wenige Gartenstühle da? Aus zwei Getränkekisten lässt sich schnell eine Sitzbank bauen. Die Kisten dienen als Bankbeine, eine Spanplatte kommt darüber. Die Konstruktion hält auch den stärksten WM-Jubel aus, wenn Leisten an der Unterseite der Platte sicher in den Kisten verankert sind. Wer seinen Gästen etwas Komfort bieten mag, sollte Schaumstoff, Polster-Vlieswatte und Stoff passend zuschneiden und mit Sprühkleber auf der Spanplatte befestigen beziehungsweise festtackern, erklärt die DIY Academy. Tipp: Rasenstoff gibt der Bank den passenden Fußball-Look.
Online-Betrüger: Die Fußball-WM ruft auch Betrüger auf den Plan. Das Landeskriminalamt Niedersachsen warnt vor Online-Gaunereien etwa bei Gewinnspielen. Im Namen bekannter Marken wie Amazon, Lidl oder Mediamarkt machen die Absender Jagd auf Adressen. Zu gewinnen gibt es nichts, dafür hinterher reichlich Spam. Außerdem müssen Fans sich vor Schadsoftware in Acht nehmen, die sich etwa in Spielplänen verstecken kann. Wer so etwas installiert, schädigt seinen Computer oder legt schlimmstenfalls seinen Arbeitsplatz lahm. Auch dubiose Streaming-Anbieter bergen die Gefahr, sich etwa über manipulierte Werbeanzeigen ungewollt schädliche Software auf den Rechner zu holen.
Small Talk: Keine Ahnung von Fußball? Dann kann die WM eine harte Zeit im Büro werden. Was tun? Beim Small Talk mit Kollegen oder Kunden kommt wohl keiner um das Thema herum. Hier sollten sich Fußball-Muffel mit lauten Unmutsbekundungen also eher zurückhalten. Besser: den Ball zurückspielen und dem anderen so eine Steilvorlage liefern. Wer Fans einfach mal erzählen lässt und sie gelegentlich mit einem „Ach was?“ anfeuert, führt vielleicht nicht das spannendste Gespräch aller Zeiten - sammelt aber immerhin Sympathiepunkte. Und das ist immer noch besser, als sich den Ruf der Spaßbremse einzufangen.
Auf dem Platz: Das Wetter ist schön, und der Bolzplatz lädt zum Kicken ein: Mancher Hobby-Fußballer zieht dann gleich 90 Minuten durch, obwohl er in letzter Zeit kaum Sport gemacht hat. Dann ist die Gefahr groß, sich zu verletzen, warnt Sportmediziner Prof. Bernd Wolfarth von der Berliner Charité. Spieler sollten idealerweise durch Ausdauer- und Krafttraining eine Grundfitness herstellen und halten. Ist das bisher nicht der Fall, sollten sie langsam ins Training einsteigen. Um Verletzungen vorzubeugen, ist auch das richtige Aufwärmprogramm wichtig: Es hilft nicht viel, sich nur hinzustellen und etwa die Waden statisch zu dehnen. Besser ist es, sich zunächst warmzulaufen und dann ein dynamisches Stretching zum Beispiel mit kurzen Steigerungsläufen und Ausfallschritt-Übungen zu kombinieren.