Festgeld: Realverzinsung bleibt stabil
Düsseldorf. Viele Sparer beklagen sinkende Anlagezinsen. Der reale Zinsgewinn ist davon aber nicht betroffen, denn die Inflationsrate sinkt im Gleichschritt. Zweijährige Festgelder ermöglichen noch immer reale Wertzuwächse.
Die deutsche Inflationsrate lag im September 2011 bei 2,6 Prozent. Seither ist sie stetig gesunken, im September 2012 liegt sie mit 2,0 Prozent um 0,6 Punkte niedriger.
Auffällig ist: Der Rückgang der Sparzinsen erfolgt im Gleichklang zum Rückgang der Teuerungsrate. Wies der Biallo-Festgeldindex für Papiere mit einjähriger Laufzeit vor einem Jahr eine Durchschnittsverzinsung von knapp 1,8 Prozent aus, so liegt der Index mit knapp 1,2 Prozent aktuell rund 0,6 Prozent niedriger. Das gleiche Bild bei zweijähriger Festgeld-Laufzeit: Vor zwölf Monaten erzielten Sparer Renditen von durchschnittlich 1,9 Prozent, heute sind im Schnitt noch 1,37 Prozent drin — ein Verlust von mehr als einem halbem Prozentpunkt. Der Biallo-Zinsindex weist stets den Mittelwert aller erfassten Festgeld-Offerten aus.
Im Detail klafft die Zinsschere allerdings weit auseinander. Während vor allem Volks- und Spardabanken sowie Sparkassen häufig weniger als ein halbes Prozent Zinsen für ein- und zweijährige Festgelder gutschreiben, locken Direktbanken und ausländische Geldinstitute oft mit Top-Vergütungen oberhalb der Zwei-Prozentmarke.
Die Zinsentwicklung tendiert aber insgesamt weiter nach unten. Einzelne Anbieter werfen sogar ganz das Handtuch. So teilte jetzt die bislang im Vorderfeld des Biallo-Ranking agierende Bank of Scotland (BoS) mit, dass sie ab sofort alle Festgeldangebote vom Markt nimmt. „Aufgrund der aktuellen Marktsituation ist es derzeit nicht möglich, attraktive Zinssätze für unsere Kunden anzubieten“, begründet Banksprecher Dominik Grabolle den Rückzug. Das Tagesgeld der BoS ist davon aber nicht betroffen.
Sparer finden aber nach wie vor attraktive Angebote am Markt. Damit man mit Festgeld keinen Wertverlust erleidet, müssen die Papiere Renditen oberhalb der Inflationsrate zuzüglich 25 Prozent Abgeltungsteuer abwerfen. Nach aktueller Lage ermöglichen Papiere ab 2,5 Prozent Zinsen reale Wertzuwächse. Solche Renditen sind ab zweijähriger Laufzeit durchaus drin. So zahlen Sparbriefe der Amsterdam Trade Bank derzeit 2,9 Prozent Zinsen pro Jahr. Wer 10.000 Euro anlegt, der erzielt einen kumulierten Zinsertrag von 588 Euro.
Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 schreibt 2,8 Prozent Zinsen gut, hier beträgt der gesammelte Zinsgewinn 567 Euro. Anleger müssen allerdings einen Genossenschaftsanteil im Wert von 300 Euro zeichnen. Das Geld wird nach Kündigung der Mitgliedschaft ohne Abzug zurückgezahlt. Die Kapitalsicherheit gewährleistet ein Selbsthilfefonds, der vom GdW (Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.) verwaltet wird. Über diesen Fonds ist das Geld der Mitglieder — also auch Guthaben in Form von Festgeld — zu 100 Prozent abgesichert.
Zinsenerträge mit realem Wertzuwachs versprechen etwa die Festgeld-Offerten von Deniz- und VTB Bank mit je 2,7 Prozent oder der Oyak Anker Bank mit 2,65 Prozent. Dabei sichert die Oyak Anker Bank Kundeneinlagen mit deutschem Einlagenschutz in Millionenhöhe ab, Deniz- und VTB Bank gewährleisten europäischen Sicherheitsstandard bis zur Höhe von 100.000 Euro.