Fleißige Geldsammler - Am 30. Oktober ist Weltspartag
Berlin (dpa/tmn) - Stück für Stück ein Vermögen aufbauen und im Alter ein solides Polster haben: Dafür wirbt der Weltspartag. Schon Kinder werden mit Aktionen in Banken und Sparkassen dazu motiviert, ihre Sparschweine zu füllen.
Doch damit allein ist es nicht mehr getan.
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Berlin hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass die Bundesbürger im vergangenen Jahr etwas weniger gespart haben als zuvor. „Das ist ein wenig überraschendes Ergebnis, da wir mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank konfrontiert sind“, sagt Jan Philip Weber, Autor der Studie. Die Bürger hätten einfach weniger Anreize, für das Alter vorzusorgen.
Zwar sei die Sparquote, also das Verhältnis von Sparsumme und verfügbarem Einkommen, mit 10 Prozent immer noch auf einem hohen Niveau. „Wir haben aber die Sorge, dass die Sparkultur, die sich über Jahrzehnte aufgebaut hat, kaputtgeht“, erklärt Weber.
Die Deutschen setzten weiterhin auf sicher angelegte und schnell verfügbare Ersparnisse, heißt es in einer repräsentativen Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin. 94 Prozent der Befragten erklärten demnach, dass ihnen die Sicherheit „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ist. Weniger Wert legten die Deutschen auf steuerliche Aspekte, die Vererbbarkeit des Vermögens, öffentliche Förderung der Anlageform - wie zum Beispiel bei Riester-Renten - sowie die Möglichkeit, Ersparnisse zu gegebener Zeit zu verrenten.
Eine Immobilie steigt laut der Studie in der Gunst der Deutschen als Wertanlage. Der Zuwachs bei Eigenheimen betrage fünf, bei fremd genutzten Immobilien vier Prozentpunkte. Insgesamt gaben 50 Prozent der Befragten an, Eigenheime als am besten geeignet für den Vermögensaufbau zu halten. Hoch in der Gunst mit 30 beziehungsweise 27 Prozent sind weiterhin Lebens- und Rentenversicherungen. Ihre Beliebtheit hat aber abgenommen. Auf Sparbücher setzen inzwischen ebenfalls weniger Menschen, auch Festgelder haben an Attraktivität eingebüßt.
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken rät trotz niedriger Zinsen allen Bürgern, für das Alter vorzusorgen. „Wir gehen davon aus, dass die Zinsen mittelfristig wieder steigen“, sagt Jan Philip Weber. Davon profitierten dann auch Verträge, die mit einem niedrigen Garantiezins abgeschlossen wurden.
Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband hält die Sparbemühungen der Deutschen im Schnitt für relativ hoch. Allerdings könne das Vermögen besser angelegt werden, findet sie. „Nach unserer Beobachtung ist die Finanzberatung in den Banken bei weitem nicht so gut, wie sie sein müsste.“ Die Verbraucher erhielten oftmals Produkte, die nicht optimal zu ihnen passten.
„Wir beobachten, dass die Kunden häufig keine diversifizierten Angebote bekommen“, sagt Mohn. Die Sparer würden dazu gebracht, sämtliches Geld in ein einziges Produkt zu investieren, statt es auf verschiedene Anlageformen zu verteilen. Das aber sei essentiell.
Der Volks- und Raiffeisenbanken-Studie zufolge hatten die Bürger im Jahr 2012 insgesamt rund 200 Milliarden Euro Sparvermögen. Etwa 42 Milliarden Euro investierten sie demzufolge in Sachwerte wie Wohnungen oder Häuser. Hier hätten sie von dem niedrigen Zinsniveau profitiert, das für günstige Finanzierungskonditionen sorgt. Die übrigen knapp 158 Milliarden Euro hätten sie für Geldanlagen verwendet. Im Durchschnitt habe ein privater Haushalt in Deutschland Ende 2012 ein Geldvermögen von rund 121 500 Euro gehabt. Allerdings sei die Verschuldung leicht angestiegen und liege im Schnitt bei 38 500 Euro pro Haushalt, 400 Euro mehr als im Vorjahr.