Immobilie, Aktien, Festgeld - Macht Sparen glücklich?
Berlin (dpa) - Jeden Cent aufs Sparbuch oder einmal mehr ins Kino gehen? Für viele junge Leute ist das keine Frage. Sparen ist nicht mehr in. Den Sparkassen macht das Sorgen.
Geld allein macht nicht glücklich, heißt es. Doch helfen kann es dabei schon. Wer sich öfter mal was leisten kann - den Urlaub, das schicke Kleid oder den Kinoabend - der lebt zufriedener. Doch Geld, so meint Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon, macht auch auf andere Weise glücklich: „Sparen macht froh“, sagt er und stützt sich dabei auf eine repräsentative Umfrage. Ein finanzielles Polster gebe den meisten Menschen ein gutes Gefühl. Trotzdem, und das versteht der Banker nicht, ist den Deutschen die Lust aufs Sparen vergangen.
Immer weniger Bundesbürger legen sich Geld auf die hohe Kante. „Uns droht eine Erosion des Sparens“, befürchtet der Sparkassen-Präsident. Die Statistik gibt ihm zumindest teilweise recht. So ist die Sparquote der privaten Haushalte laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr auf 9,1 Prozent gesunken und liegt damit so niedrig, wie zuletzt zur Jahrtausendwende.
Das kann zum einen daran liegen, dass sich viele Sparen nicht mehr leisten können. So verfügen 28 Prozent der Erwachsenen nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) über kein Vermögen oder haben sogar Schulden. In der Umfrage der Sparkassen gaben 16 Prozent an, sie hätten für Altersvorsorge einfach kein Geld. Befragt wurden allerdings auch Schulkinder und Studenten. Die Berufstätigen zwischen 30 und 60 Jahren, das gibt Fahrenschon zu, seien „sehr aktiv“ bei der Altersvorsorge.
Den Bankern bereitet eine andere Zahl mehr Sorgen: 41 Prozent der Leute, die gerade kein Geld zur Seite legen, könnten sich das eigentlich leisten. „Sie tun es aber nicht.“ Fast jeder Siebte gibt an, bei den niedrigen Zinsen lohne sich Sparen nicht mehr - und legt deshalb weniger zurück. Fahrenschon hält das für genau die falsche Reaktion. Wer auf ein Ziel wie ein neues Auto hinsparen, müsse bei den niedrigen Zinsen jetzt eher aufstocken.
Gerade junge Leute aber wollen ihr Geld offenkundig lieber ausgeben. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen sorgt der Umfrage zufolge gerade einmal die Hälfte für die Zukunft vor. Im vergangenen Jahr waren es noch drei Viertel. Dabei weiß die „Generation Y“, auch „Millenials“ genannt, dass die gesetzliche Rente im Alter wohl nicht ausreichen wird. Trotzdem sei ihnen Konsum wichtiger als Altersvorsorge, sagt Fahrenschon. Sparkassen-Chef-Volkswirt Michael Wolgast erinnert sich: „Früher hatten die jungen Leute noch Bausparverträge. Da gibt es wirklich einen Mentalitätswandel.“
Bausparverträge sind ohnehin nicht mehr so gefragt. Wer sein Geld anlegen will und kann, tut das am liebsten in Immobilien. Das Eigenheim boomt seit Jahren, kein Ende in Sicht. Das klassische Sparbuch dagegen hält nur noch ein Fünftel für die sicherste Geldanlage. Um Aktien machen die Deutschen einen Bogen. Die Bundesbank, die das seit längerem beobachtet, spricht von einer „gewissen Risikoaversion“.
Aber macht Sparen nun wirklich glücklich? Das kann es, meint der Bremer Glücksforscher Jan Delhey. „Geld ausgeben aber auch.“ Wer sich immer mal etwas leiste, erlebe kurzfristige Glücksgefühle. Ein finanzielles Polster dagegen könne für eine längerfristige Zufriedenheit sorgen, weil es ein Gefühl von Sicherheit gebe. Glücklicher als Shopping oder ein gefülltes Sparbuch aber machten schöne Erlebnisse, sagt der Forscher. „Wer viel spart, aber mit seinem Leben nichts Sinnvolles anfängt, erreicht keinen hohen Wert auf der Glücksskala.“