Geld machen und Gutes tun „Impact Investing“ in Deutschland im Kommen

Zürich (dpa) - Eine Ananasfabrik in Costa Rica: Um Arbeitsplätze in einer ärmlichen Region zu schaffen und die Qualität zu steigern, will das Familienunternehmen Dilifrost eine eigene Plantage kaufen.

Foto: dpa

Ein Fall für Investoren, die neben Rendite auch Gutes tun wollen.

Anderes Beispiel: In Ägypten verspricht der private Bildungsanbieter Cira Familien neben dem maroden staatlichen Bildungswesen eine gute Schulbildung für Kinder zu erschwinglichen Preisen. Die Nachfrage ist riesig, der Betreiber braucht Geld zum expandieren.

In beiden Fällen sorgen Kundengelder der größten Schweizer Bank UBS für Abhilfe. Sie hat schon 2,5 Milliarden Franken (rund 2,3 Mrd Euro) in solchen Anlagen, und in den nächsten fünf Jahren sollen weitere 4,4 Milliarden Euro dazukommen. „Wir sind davon überzeugt, dass „Impact Investing“ in den nächsten 20 Jahren zu den besten Investitionsmöglichkeiten gehören wird“, sagt Mark Haefele von der UBS Vermögensverwaltung.

„Impact Investing“ heißt diese Geldanlage, wirkungsorientiertes Investieren auf deutsch. Dabei geht es nicht um schon lange bekannte „ethische Investitionen“, solche, die nicht in Rüstungsfirmen oder Unternehmen investieren, die im Verdacht stehen, die Umwelt zu zerstören oder Menschen in Entwicklungsländern auszubeuten. Beim „Impact Investing“ fließen Gelder ausschließlich in Unternehmen, die den Zweck haben, soziale, gesellschaftliche oder Umweltprobleme zu lösen. Nicht nur in Entwicklungsländern. Bezahlbare Wohnungen in europäischen Ballungszentren, Job-Initiativen in verlassenen Kohlestädten der USA gehören auch dazu.

Die Rockefeller-Stiftung hat den Begriff 2007 geprägt. In den USA boomt dieser Markt bereits. Das Global Impact Investing Network (GIIN), ein Netzwerk umwelt- und sozialbewegter Anleger, schätzt das weltweit so angelegte Vermögen auf 144 Milliarden Dollar. Verglichen mit der Gesamtsumme gemanagter Investitionen ist das Peanuts: Die Summe ist nach Schätzungen 500 mal so groß, rund 75 Billionen Dollar (75 000 000 000 000). Aber die Wachstumsrate liegt bei 47 Prozent innerhalb eines Jahres. Seit 2013 sogar plus 1300 Prozent.

Katherine Brown befasst sich bei der Stiftung Weltwirtschaftsforum mit nachhaltigen Investments. „Drei Faktoren beflügeln Trends“, sagt sie: „Die Millennials, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen - die SDGs -, und die Volatilität des Marktes für kurzfristige Anlagen.“ Millennials - also Leute, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden - verlangten nach solchen Anlagen. Die 2016 in Kraft getretenen UN-Ziele - etwa: Armut beenden, Bildung für alle, menschenwürdige Arbeit - seien klare Handlungsvorgaben.

In Deutschland ist das wirkungsorientierte Investieren erst im Kommen. Immerhin hat sich der Umfang nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2012 bis Ende 2015 auf etwa 70 Millionen Euro verdreifacht. Die Deutschen seien generell aktienscheu, sagt Wolfgang Zirus, Professor an der Munich Business School, einer privaten Fachhochschule für Wirtschaft. „Ihnen ist ein solches Vehikel eher fremd.“ Einen Boom erkenne er noch nicht. Es fehlten Intermediäre wie spezialisierte Fondsverwalter und Ratingagenturen, die solche Fonds bewerten, ebenso staatliche Initiativen.

Zwei größere spezialisierte Fondsmanager sind Ananda Ventures und BonVenture. Unter anderem ist auch die Deutsche Bank aktiv: „Das Investoreninteresse an solchen Nachhaltigkeits- und Wirkungsfonds, die einen Beitrag zu den von den Vereinten Nationen festgelegten SDGs leisten, wächst rasant“, heißt es da. 1,6 Milliarden Euro betreue sie in acht Fonds, die UN-Ziele fördern. Die Schweizer Credit Suisse weist knapp drei Milliarden Euro in „Impact Investments“ aus.

Knackpunkt, so Brown, ist das Bestimmen der Erfolge. „Wie misst man die Wirkung?“ An Standards dafür werde gearbeitet. In einer GIIN-Umfrage sagten 98 Prozent der befragten Anleger, ihre Erwartungen in Bezug auf die Wirkung seien übertroffen worden. 91 Prozent verdienten zudem auch noch mehr Geld als erwartet.