Lebensmittel-Einkauf: Am Samstag wird es immer voller
Düsseldorf (dpa) - Der Kühlschrank wird am Wochenende gefüllt - weil Berufstätige unter der Woche kaum Zeit haben und Händler mit Sonderangeboten locken. Der Trend, für bestimmte Wochentage zu werben, wird noch zunehmen.
Am Samstag wird es wieder voll. Wer Lebensmittel einkaufen will, muss vielerorts mit einem regen Andrang rechnen. Vor manchem Supermarkt oder mancher Discounterfiliale könnte allein schon die Parkplatzsuche zu einem Problem werden. Verschiedene Studie von Marktforschern belegen, dass sich der Einkauf von Waren des täglichen Bedarfs immer weiter Richtung Wochenende verschiebt.
Vielen Verbraucher bleibt durch einen stressigen Job kaum noch Zeit, nach Feierabend den Kühlschrank mit Butter, Wurst und Gemüse zu füllen. Andererseits sorgen Händler mit speziellen Angeboten selbst dafür, dass die Kunden ihren Wocheneinkauf am Wochenende erledigen.
„Der "tägliche Einkauf" - Ein Fall fürs Wochenende“, fassten die Marktforscher von der GfK jüngst eine Verbraucher-Studie zusammen. Demnach geht bei den Waren des täglichen Bedarfs der Gesamtumsatz von Supermärkten, Discountern, Fachmärkten und Drogerien am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag seit dem Jahr 2010 kontinuierlich zurück. Die GfK wertete dafür die Einkäufe von 30 000 Haushalten aus.
Größter Gewinner ist hingegen der Samstag, an dem inzwischen bereits deutlich mehr als jeder fünfte Euro in den Kategorien Lebensmittel, Körperpflege-Produkte sowie Wasch- und Reinigungsmitteln eingenommen wird. Die GfK-Experten sehen den Samstag etwa ebenso umsatzstark wie den Freitag. Auch die Marktforscher von Nielsen stellen fest, das Wochenende gewinnt weiter an Bedeutung. In ihrem Ranking, dass sich auf verpackte Konsumgüter des tägliche Bedarfs bezieht, sind der Samstag und der Sonntag zusammengenommen klar der Spitzenreiter.
Warum kaufen die Verbraucher am Wochenende so umfangreich ein? Die GfK nennt unter anderem die steigende Berufstätigkeit von Frauen. „Viele gingen früher zum Einkaufen, während der Mann bei der Arbeit war. Heute gehen sie selbst ins Büro und müssen ihre Einkäufe in der [knappen] Freizeit unterbringen.“ Insbesondere von jungen Leuten werde außerdem große Flexibilität bei der Arbeitszeit erwartet.
Hinzu kommen viele Sonderangebote, mit denen Händler ihren Umsatz ankurbeln wollen. „Super-Samstag“ heißt es beispielsweise beim Discounter Lidl, „Framstag“ bei der Rewe-Discounttochter Penny und „Samstagkracher“ bei der Edeka-Tochter Netto Marken-Discount. Lidl erzielt in Deutschland laut GfK-Studie sogar fast ein Viertel seines gesamten Umsatzes am Samstag. Lidl selbst kommentiert das nicht.
Die Experten von Nielsen verweisen bei den Gründen auch darauf, dass kleinere Läden geschlossen wurden. Die Verbraucher gingen seltener einkaufen und konzentrieren sich eher auf das Wochenende.
„Am Samstag einzukaufen, das macht keinen Spaß. Da gibt es lange Kassenschlangen, da wartet man oft sehr lange“, beschreibt Armin Valet, Experte für Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Der Vorteil des Samstagseinkaufs sei, dass es mehr Sonderangebote gebe. Der Nachteil bestehe darin, dass der Kunde zumeist aber mehr Zeit investieren und auch eine gewisse Hektik in Kauf nehmen müsse.
Einige Verbraucher dürften sich eine eigene Strategie entworfen haben. „Wer morgens Einkaufen geht, hat sicherlich nicht so große Nachteile“, meint Valet. Das gelte nicht nur an den Arbeitstagen, sondern auch am Samstag, wenn Viele später aufstehen wollen.
Die Sonderangebote für einzelne Wochentage werden nach Ansicht von Discountexperte Matthias Queck weiter zunehmen. „Es ist zu erwarten, dass es künftig immer mehr Angebote wie den "Super-Samstag" geben wird“, sagt der Analyst vom Handelsinformationsdienst Planet Retail.
Einerseits gehe es Händlern darum, die Kunden von den Konkurrenten abzuhalten. Andererseits könnten mit Tagesangeboten umsatzschwache Verkaufstage wie der Dienstag oder Mittwoch belebt werden. Es habe sogar bereits erste Versuche für spezielle Stunden-Angebote gegeben.
Der Samstag stehe wegen höherer Kassenbons besonders im Fokus: „Es ist sehr verlockend für Lebensmittel-Händler, mit einzelnen Knüllerpreisen, beispielsweise für eine Packung Marken-Nudeln, den gesamten großen Wocheneinkauf zu sich zu holen“, verdeutlicht Queck.
Das Kalkül sei dabei, der Kunde fahre nicht nur vorbei, um ein einzelnes Produkt aus der Werbung zu kaufen, sondern er lege dann gleich auch eine Reihe weiterer Produkte in seinen Warenkorb.