Richtige Strategie für den Auszahlplan im Alter
Berlin/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Mit Beginn der Rente werden viele Sparpläne oder Versicherungen fällig. Dabei gilt: Das ausgezahlte Kapital sollte möglichst gut verwaltet werden, damit es möglichst lange reicht.
Ob die Kapitallebensversicherung fällig wird, man geerbt hat oder einfach das Fonds-Depot gut gefüllt ist: Bei vielen Menschen hat sich zum Rentenbeginn ein stolzes Sümmchen angesammelt. In der Rentenphase geht es dann darum, von diesem Kapital eine möglichst hohe monatliche Zahlung zum Aufbessern der Rente zu erhalten. Im Idealfall bleibt das Kapital durch die Zinsen erhalten und kann später vererbt werden. Anleger haben ganz verschiedene Möglichkeiten, diesen Plan umzusetzen.
Eine Variante, um das gesparte Kapital im Alter zu investieren, ist die so genannte Leibrentenversicherung. Dabei handelt es sich um eine Kapitallebensversicherung, in die eine Summe eingezahlt und anschließend bis zum Lebensende eine feste Leibrente gezahlt wird. Die Berliner Stiftung Warentest hat die Sofortrenten-Versicherungen im Dezember 2010 in der Zeitschrift „Finanztest“ unter die Lupe genommen. Frauen, die 60 000 Euro einzahlen, bekommen danach beim Testsieger Monat für Monat 231 Euro ausgezahlt, Männer sogar 247 Euro.
Das ganze bietet dem Kunden nach Angaben von Peter Lischke von der Berliner Verbraucherzentrale eine gewisse Sicherheit, aber auch gewichtige Nachteile: „Sie ist mit hohen Kosten verbunden, und man kommt aus der Kiste nicht mehr heraus.“
Und noch einen weiteren Nachteil haben Leibrenten-Produkte. Denn wegen der Kalkulation der Versicherungskonzerne rechnet sich das ganze für den Kunden erst dann, wenn er deutlich älter wird als der Durchschnitt: „Wenn sie über 85 sind, haben sie der Versicherungsgesellschaft ein Schnippchen geschlagen“, meint Klaus Nierendorf von der Alte Hasen GmbH aus Frankfurt/Main, einem Beratungsnetzwerk ehemaliger Banker.
Eine weitere Möglichkeit für eine regelmäßige Zahlung im Alter ist ein Bank-Auszahlplan. Auch hier zahlt der Anleger eine gewisse Summe ein, das von der Bank zu einem festgelegten Satz verzinst wird. Der Sparer erhält aus seinem Kapital eine monatliches Zahlung über einen vorher festgelegten Zeitraum.
Vor Vertragsabschluss sollte man sich aber über die Bedingungen des Bank-Auszahlplans informieren, rät Verbraucherschützer Lischke: „Da muss ich mir das Kleingedruckte genau angucken.“ Vor allem sollte man dabei darauf achten, dass der Vertrag eine ausreichende Flexibilität bietet und der Kunde notfalls auch während der Laufzeit wieder aussteigen kann.
Das ist im Moment wegen des allgemein niedrigen Zinsniveaus natürlich besonders wichtig. Tatsächlich können Anleger auch bei diesem Produkt nur auf verhältnismäßig geringe Zinssätze hoffen, wie ein Marktüberblick der Zeitschrift „Finanztest“ zeigt. Demnach liegen die Zinssätze bei einer Laufzeit von zehn Jahren zwischen 2,95 und 3,30 Prozent.
„Alter Hase“ Nierendorf rät daher, sich im aktuellen Zinstal möglichst nicht fest zu binden: „Zum jetzigen Zeitpunkt sich länger festzulegen, lohnt sich nicht.“ Er empfiehlt, das Geld lieber zunächst auf einem Tagesgeldkonto zu parken, die weitere Entwicklung der Zinsen abzuwarten und erst nach einem Anstieg der Zinssätze das Geld längerfristig anzulegen.
Das Tagesgeldkonto kann aber auch dauerhaft eine Möglichkeit sein, sich einen Auszahlplan „Marke Eigenbau“ zu basteln. Dabei kann man sich regelmäßig eine bestimmte Summe auf das Girokonto überweisen lassen. Der Vorteil laut Verbraucherschützer Lischke: Man ist flexibler und spart Bank- oder Versicherungsgebühren, die bei anderen Lösungen fällig werden. „Aber da muss ich die Disziplin haben, dass ich mich da nicht bediene“, warnt Lischke.
Allerdings empfiehlt Nierendorf, das Geld möglichst nicht monatlich zu entnehmen, sondern eher vierteljährlich, halbjährlich oder sogar jährlich: „So kann man zusätzliche Gewinne mitnehmen.“
Wer auf das Geld nicht für die alltäglichen Ausgaben angewiesen ist, sollte laut Stiftung Warentest auch einen Aktienfonds mit regelmäßiger Entnahme in Erwägung ziehen. Die Warentester haben untersucht, wie sich bei unterschiedlichen Strategien und zu unterschiedlichen Zeiträumen in den vergangenen 40 Jahren ein Fondsdepot mit monatlicher Entnahme entwickelt hätte.
Das Ergebnis: Bei fast allen Strategien hätte der Kunde auch in schlechten Börsenphasen nach 10 oder 20 Jahren noch einen Gewinn von bis zu elf Prozent gemacht. In guten Börsenphasen konnten Anleger sogar bis zu 19 Prozent Rendite pro Jahr einfahren. Lediglich bei einer Strategie, bei der der Kapitalerhalt im Vordergrund steht, hätten Anleger nach zehn Jahren einen minimalen Verlust von 0,5 Prozent pro Jahr gemacht.