Riestern in Zeiten niedriger Zinsen - Wann sich ein Vertrag lohnt
Berlin (dpa/tmn) - Niedrige Zinsen sind für Sparer schlecht. Bei Lebensversicherungen und Tagesgeldkonten springt deshalb für Anleger immer weniger heraus. Doch auch bei Riester-Verträgen kann die Rendite sinken.
Lohnen sich solche Verträge da überhaupt noch?
Tagesgeld, Festgeld oder das Sparbuch - wer auf diesen als sicher geltenden Wegen spart, bekommt derzeit wenig Rendite. Denn die Zinsen sind niedrig. Das hat aber nicht nur Auswirkungen aufs kurzfristige Sparen. Auch Riester-Renten sind davon oft betroffen. Experten empfehlen diese langfristig angelegte Form der Altersvorsorge trotzdem.
„Wer jetzt vor der Entscheidung steht, für das Alter vorzusorgen, der sollte sich auf jeden Fall mit Riester beschäftigen“, sagt Theodor Pischke von der Stiftung Warentest aus Berlin. Die entscheidende Frage: Will der Kunde mit oder ohne staatliche Förderung sparen? Wenn er Fördergelder in Anspruch nehmen wolle, gebe es neben der betrieblichen Altersvorsorge keine Alternative zu Riester. „Das sollte man auch nicht auf die lange Bank schieben, in der Hoffnung, dass dann die Zinsen wieder steigen.“
„Riester hat viele Vorteile“, sagt auch Constanze Hintze, Finanzberaterin aus München. Die Ausgaben seien genauso planbar wie die Förderung: Sparer zahlen bis zu vier Prozent ihres Einkommens, maximal 2100 Euro pro Jahr, in den Vertrag ein und erhalten dafür 154 Euro Förderung pro Jahr. Wer Kinder hat, erhält für jedes von ihnen bis zu 300 Euro pro Jahr. Dazu komme, dass Sparer ihre Beiträge in der Steuererklärung geltend machen können.
Die am weitesten verbreitete Riester-Variante ist eine klassische Rentenversicherung mit garantiertem Zins. „Das ist etwas für bequeme Sparer, die sich sicher sind, dass sie über Jahre einzahlen können“, erklärt Pischke. Eine Mindestrente sei garantiert, allerdings könne der Kunde darüber hinaus mehr erhalten, wenn die Zinsen hoch seien. „Man sollte sich beim Abschluss des Vertrages aber immer an der Höhe der Garantierente orientieren.“
Daneben gibt es auch noch Bank- und Fondssparpläne. Banksparpläne eigneten sich für alle Sparer, weil sie besonders flexibel sind und keine Abschlusskosten haben. „Allerdings sind sie in der derzeitigen Niedrigzinsphase nicht besonders üppig verzinst“, sagt Pischke. Bei Fondssparplänen können Anleger von Kursgewinnen an den Börsen profitieren. Zinsschwankungen spielten hier keine Rolle.
Statt sich über die Höhe der Zinsen den Kopf zu zerbrechen, gilt es aber, andere Punkte zu beachten. „Das entscheidende Kriterium ist das Alter“, sagt Pischke. Wichtig zu wissen sei, ob der Verbraucher noch viele Jahre arbeiten und von seinem Gehalt Geld aufs Riester-Konto zahlen könne. „Jedem, der über 55 Jahre ist, rate ich von einer Riester-Versicherung ab“, ergänzt Hintze. In diesem Fall sei ein Banksparplan sinnvoller. Denn der sei kostengünstiger.
Riester-Fondspolicen seien ideal für Menschen, die Zeit hätten zu investieren, erklärt Hintze: „Zum Beispiel eine Frau, die Mitte 30 ist, zwei Kinder hat und auf jeden Fall über Jahre ein gutes Einkommen erzielen wird.“ Wenn diese Person genug Geld verdiene, um über den Sparplan in Aktienfonds zu investieren, könne die Rendite hoch ausfallen.
Die klassische Riester-Versicherung sieht Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen inzwischen skeptisch. Denn nicht immer stimmt die Rendite. Wer allerdings schon vor einigen Jahren einen Vertrag abgeschlossen hat, dem könne er nicht automatisch raten, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. In der Vergangenheit seien die Zinsen für diese Verträge höher gewesen. Daher stelle sich die Frage nach einem Wechsel aufgrund der aktuellen Niedrigzinslage eigentlich nicht. Verbraucher, die dennoch einen Wechsel zu einem anderen Anbieter überlegen, sollten immer den alten mit dem neuen Vertrag vergleichen. Wer eine klassische Rentenversicherung gegen einen Bank- oder Fondssparplan tauschen will, solle zudem die Risiken vergleichen.
Alternativen zu Riester-Verträgen könnten ungeförderte Banksparpläne sowie Wertpapierdepots auch mit Aktien sein - je nach Risikoorientierung. „Bei diesen Produkten ist aber die Hemmschwelle niedriger, das Ersparte vor der Rente einzulösen.“ Hintze nennt einen Investmentsparplan als mögliche Alternative. „Der ist definitiv günstiger als Riester, oft kommt mehr dabei heraus.“
Der Abschluss eines Wohn-Riester-Vertrages sei dagegen keine geeignete Möglichkeit, fürs Alter zu sparen, sind sich die Experten einig. „Das sollte ich nur in Anspruch nehmen, wenn ich auch wirklich bauen will“, sagt Pischke. Im Alter mietfrei wohnen zu können - auch das sei eine Form der Altersvorsorge. Ein Nachteil sei, dass die Förderung immer nur an die eigene Immobilie gekoppelt ist, ergänzt Hintze. Wenn also eine Ehe in die Brüche geht und die Immobilie bei einem Partner bleibt, profitiere der andere nicht mehr vom Vertrag. „Außerdem erhalten die Kunden nur Mini-Summen, die bei den hohen Immobilienpreisen nicht ins Gewicht fallen.“