So spart man effektiv trotz niedriger Zinsen

Berlin (dpa/tm) - „Geiz ist geil“ - das Motto war einmal. Die neue Kaffeemaschine, das schicke Motorrad oder die große Reise locken so manchen Verbraucher stärker als je zuvor. Denn wozu sparen, wenn die Zinsen nur ein Prozent oder weniger betragen?

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Die Antwort ist banal: Ohne Sparen geht es nicht.

„Die Zinsen sind derzeit zwar extrem niedrig, aber wenn man gar nichts zurücklegt, kann man später auch nicht darauf zurückgreifen“, sagt Tanja Beller, Pressesprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken in Berlin. Allein schon für Notfälle sollte jeder Verbraucher Geld ansparen. „Die extreme Niedrigzinsphase sollte die Anleger am besten etwas aufrütteln“, meint Beller. Denn die meisten beließen ihre Ersparnisse ausschließlich auf niedrig oder gar nicht verzinsten Konten und kümmerten sich nicht darum.

„Wenn ich alles ausgebe, bedeutet das, dass ich keine Pläne mehr für künftige Investitionen machen kann“, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer nicht spart, müsse entweder auf größere Anschaffungen verzichten oder diese mit Krediten finanzieren. Das sei aber nicht ratsam, denn „die Soll-Zinsen sind immer noch höher als die Haben-Zinsen“. Risikobereite Anleger hätten es leichter. Sie könnten den Mix der Produkte in ihrem Portfolio anpassen. Sicherheitsorientierte Sparer hätten ein größeres Problem. Sie müssen entweder die Sparleistung erhöhen oder sich mit niedrigeren Erträgen zufrieden geben. Oder sie investieren doch in Produkte mit höheren Chancen.

Wer nicht sein ganzes Vermögen sofort verfügbar halten muss und einen Teil längerfristig anlegen kann, hat durchaus Chancen auf solide Renditen. Klienten, die ihr Geld bis zu sieben Jahre anlegen wollten, schlage sie etwa Mischfonds vor, sagt Finanzmaklerin Ursula Oelbe aus Hildesheim. Mischfonds investieren sowohl in risikobehaftetere Aktien als auch in als sicherer geltende Rentenpapiere, Edelmetalle und anderes. Dies könne sowohl über Sparpläne geschehen als auch über eine Einmalanlage. Oelbe, die Mitglied im bundesweiten Arbeitskreis Finanzfachfrauen ist, nennt als seriös erwartbares Ergebnis durchschnittlich etwa 4 bis 5 Prozent Ertrag pro Jahr. Je nach Bereitschaft zum Risiko könnten die Kunden Fonds mit höherem oder niedrigerem Aktienanteil wählen.

„Wer sieben Jahre oder länger investieren will, kann das etwa über einen aktiv gemanagten Aktienfonds tun“, sagt Oelbe. Einer der deutschen Fonds, die sie empfiehlt, habe seit 2008 eine deutliche Wertsteigerung erfahren. Sie rechnet vor: Wer von 2008 bis 2015 jeden Monat 50 Euro über einen Sparplan in diesen Fonds investiert hat - insgesamt 4200 Euro -, hatte am Ende 6389 Euro angesammelt. Das ergebe eine Rendite von 11,8 Prozent. Und das trotz eines Ausgabeaufschlages von fünf Prozent, wie er für diesen aktiv gemanagten Fonds anfalle. Oelbe betont aber, dass Wertentwicklungen sowohl höher als auch niedriger ausfallen können.

Karin Baur von Stiftung Warentest hält Sparen ebenfalls für unabdingbar. Wer einen Teil seines Geldes mindestens sieben bis zehn Jahre anlegen kann, dem rät auch sie zu Wertpapieren. Sie wählt aber passiv gemanagte Fonds, weil sie bequem und kostengünstig sind. Baur schlägt ein Portfolio vor, um das sich Anleger selten kümmern müssen, wenn sie es erst einmal zusammengestellt haben. „Das ausgewogene Pantoffel-Portfolio besteht aus 50 Prozent Aktienindexfonds Welt - das ist der riskante Anteil - und 50 Prozent Euro-Rentenindexfonds - das ist der sichere Anteil“, sagt Baur.

Dass sich diese Vorgehensweise rechnen kann, verdeutlicht sie an einem Beispiel: Würde ein Sparer in dieses Portfolio einmalig 10 000 Euro investieren und für zehn Jahre anlegen, hätte er am Ende knapp 16 300 Euro - bei einer angenommenen Rendite von fünf Prozent pro Jahr. Wer sieben Jahre lang monatlich 100 Euro in einen Sparplan investiere, könne bei ebenfalls fünf Prozent Rendite am Ende gut 10 000 Euro erhalten.

Sparer, die Geld schnell verfügbar halten müssen, kämen aber nicht um Tagesgeldkonten herum, sagt Baur. Hier gelte: Besser zu geringen Zinssätzen - derzeit maximal ein Prozent - sparen als gar nicht. Auch Oelbe rät allen Kunden, einen Teil ihres Geldes auf diese Weise anzulegen, möglichst bis zu drei Nettomonatsgehälter. Damit könnten sie Notfälle finanzieren, wie eine kaputte Waschmaschine.