Trotz Euro: Sortenkasse hat bei Banken noch nicht ausgedient
Berlin/Frankfurt (dpa) - Früher gehörte Bargeldumtausch wie selbstverständlich zur Urlaubsvorbereitung. Mit dem Euro ist der Gang an die Sortenkasse seltener geworden. Ausgedient hat der Handel der Banken mit fremden Währungen deshalb nicht.
Österreichische Schilling, italienische Lire, französische Franc - alles Währungen aus dem Geschichtsbuch. Seit Einführung des Euro-Bargelds 2002 nahm die Nachfrage nach Fremdwährungen bei deutschen Banken spürbar ab. Der Bedarf nach ausländischen Banknoten ist aber nach wie vor da.
Denn auch wenn Reisen die Bundesbürger überwiegend in eines der 16 Länder führen, in denen ebenfalls mit Euro bezahlt werden kann, verlangen Verbraucher nach fremden Währungen. Schließlich ist der Euro nicht in jedem EU-Land offizielles Zahlungsmittel - zum Beispiel nicht in Großbritannien, Polen oder Dänemark. Und natürlich ist der US-Dollar eine besonders stark nachgefragte Sorte.
Branchenverbände weisen darauf hin, dass Kunden nach wie vor wie gewohnt fremdes Bargeld bekommen können. Doch der Handel damit hat insgesamt deutlich nachgelassen, genauso das Geschäft mit Reiseschecks. „Der Sortenhandel ist seit der Euro-Bargeld-Einführung im Jahr 2002 rückläufig“, sagt Cornelia Schulz vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Ein Grund für diese Entwicklung sei nicht nur die einheitliche Währung im Euroraum, „sondern auch die Tatsache, dass Kunden vermehrt mit ihrer Debit- oder Kreditkarte Bargeld am Geldautomaten im Ausland beziehen und ihre Bankkarte zum Einkauf am Bezahlterminal im Handel einsetzen“.
Lag der Wert der an Privatkunden abgegebenen Fremdwährungen 2001 - also im Jahr vor Einführung der Euro-Noten - nach Bundesbankzahlen noch bei fast 7,3 Milliarden Euro, fiel er im folgenden Jahr rapide auf gut 2,3 Milliarden Euro. In den darauffolgenden Jahren ging der Wert weiter zurück und erreichte 2006 mit knapp unter 1,6 Milliarden Euro den bisherigen Tiefstand.
Verdienen können Banken mit der Ausgabe von Fremdwährungen an Kunden relativ wenig. „Der überwiegende Teil des Devisenhandels ist spekulativ orientiert, das ist seit Jahren so“, erklärt Devisenexperte Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Dieser Handel wird bargeldlos zwischen Banken, Versicherungen, Hedgefonds und anderen Finanzprofis abgewickelt. Selbst Unternehmen, die Auslandsgeschäfte machen, haben in der Regel mit Bargeld wenig zu tun. Bei Firmenkunden verdienen Banken daran, dass sich diese gegen Währungsschwankungen absichern.
Die sinkende Bedeutung des Handels mit Fremdwährungen blieb auch nicht ohne Folgen für die Bankenwelt: Vielerorts verschwanden die Sortenschalter - was aber nicht bedeutet, dass man bei der örtlichen Bank oder Sparkasse auf Dollar, Pfund oder Krone verzichten muss. Häufig müssen Kunden ihren Devisenwunsch allerdings ein paar Tage vorher anmelden, weil die Institute sich die Fremdwährungen selbst erst besorgen müssen. So weist auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) darauf hin, dass die gängigsten Sorten in der Sparkasse zu bekommen seien. Häufig ist der Verkauf von Fremdwährungen aber auf Kunden des jeweiligen Instituts beschränkt.
Nutznießer dieser Entwicklung ist die Reisebank, die vor allem an Bahnhöfen und Flughäfen präsent ist und sich selbst als Marktführer im Geschäft mit Reisezahlungsmitteln bezeichnet. Das Institut ist eine 100-prozentige Tochter der genossenschaftlichen DZ Bank und hat sich nach der Euro-Einführung auf diesen Geschäftszweig spezialisiert. Sie betreibt etwa 100 Geschäftsstellen und beliefert nach eigenen Angaben mehr als 1000 Institute mit Sorten und Edelmetallen. Am häufigsten werden im täglichen Geschäftsbetrieb laut Reisebank US-Dollar, Schweizer Franken und britische Pfund gehandelt.