Umfrage: Plastiktüten dürfen ruhig etwas kosten
Köln (dpa) - Die meisten Deutschen finden es richtig, wenn Plastiktüten im Handel extra bezahlt werden müssen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov.
Bei der Erhebung erklärten 80 Prozent der Befragten, sie fänden es „sehr gut“ oder „eher gut“, dass immer mehr Geschäfte Geld für die Kunststofftaschen nehmen. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) plädierte sogar dafür, dass die Ausgabe von Plastiktüten in Geschäften komplett verboten werden sollte.
Die Zahl der Gegner der Plastiktüten-Gebühr war dagegen mit 15 Prozent vergleichsweise gering. Gegenüber einer ähnlichen Umfrage vor einem Jahr hat sich damit die Zahl der Befürworter einer Kostenpflicht für Plastiktüten noch einmal erhöht. Damals hatten sich 71 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, 24 Prozent dagegen.
Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Verbraucher verwenden nach eigenen Angaben beim Einkaufen schon heute in der Regel Körbe, Rucksäcke oder Stofftaschen. Nur vier Prozent gaben an, regelmäßig ihre Einkäufe in neuen Plastiktüten nach Hause zu tragen. Allerdings komme es bei vielen Befragten durchaus vor, dass sie sich zum Beispiel bei einem spontanen Einkauf eine Plastiktüte geben lassen, berichteten die Meinungsforscher. Aber diese werden häufig auch noch weiterverwendet - entweder für den nächsten Einkauf oder etwa als Mülltüte.
Die Umfrage gibt damit Plänen des deutschen Einzelhandels Rückenwind, der in den nächsten Jahren die Zahl der gratis angebotenen Plastiktüten deutlich reduzieren will. In einer freiwilligen Vereinbarung mit dem Bundesumweltministerium will sich der Handelsverband Deutschland (HDE) dazu verpflichten, dass bereits in Kürze 60 Prozent der Tüten bezahlt werden müssen. Innerhalb von zwei Jahren sollen dann mindestens 80 Prozent der im Handel ausgegebenen Kunststofftüten kostenpflichtig sein.
Allerdings ist die Idee einer Selbstverpflichtung im Handel nicht unumstritten. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks Daniel Schneider bekräftigte am Mittwoch, dass der Bäckerverband einer solchen Vereinbarung nicht beitreten werde. Hauptgrund dafür seien die damit verbundenen Dokumentationspflichten. Dieser bürokratische Aufwand sei für die meist kleinen Bäckereibetriebe nicht zumutbar. Zuvor hatte die „Welt“ über die ablehnende Haltung des Verbandes berichtet.
Hintergrund der Pläne ist eine EU-Vorgabe, derzufolge der Pro-Kopf-Verbrauch von Kunststofftüten bis 2025 auf 40 Tüten im Jahr sinken soll. In Deutschland sind es derzeit noch 71 Tüten je Einwohner. Nach den ursprünglichen Plänen des HDE sollte die freiwillige Vereinbarung eigentlich schon am 1. April in Kraft treten. Doch der Einführungstermin wird sich nach Angaben des Bundesumweltministeriums und des HDE wohl etwas verzögern, da auch noch Gespräche mit anderen beteiligten Verbänden abgeschlossen werden müssen.