Unwissen und zu viel Vertrauen - Typische Anlegerfehler
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Das Depot breit streuen, die eigene Risikobereitschaft richtig einschätzen und stets rational entscheiden - wer diese Ratschläge befolgt, kennt wichtige Spielregeln des Anleger- Einmaleins.
Doch immer wieder tappen Anleger in Fallen.
Dabei lassen sich typische Fehler recht einfach vermeiden. Fünf häufige Probleme:
Zu wenig Information: „Das Hauptproblem ist, dass sich Anleger nicht genügend vorab informieren und nicht wissen, wo die Risiken liegen“, sagt Klaus Nieding, Präsident des Deutschen Anlegerschutzbundes e.V. (DASB). So kann natürlich mit dem Anlageberater kein Gespräch auf Augenhöhe stattfinden, warnt der Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht.
„Anleger sollten grundsätzlich nur Produkte kaufen, die sie auch verstehen“, rät Ralf Scherfling, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen. „Vor jeder Kaufentscheidung sollten sich Anleger überlegen: Wie viel Risiko will ich eingehen, und was kann ich mir finanziell leisten?“, rät Prof. Martin Weber, der Bankbetriebslehre an der Universität Mannheim lehrt.
Zu viel Vertrauen: Nieding sieht noch ein weiteres Problem: „Häufig sind Anleger bei ihrem Bank- oder Anlageberater zu vertrauensselig und denken, die Beratung sei kostenlos.“ Das sei meist nicht der Fall, da der Berater für seine Empfehlung in der Regel eine Provision kassiert. Finanzexperte Scherfling sagt: „Im Zweifelsfall sollten Anleger bei einem unabhängigen Berater nochmal nachfragen“.
Falschen Prognosen trauen und Trends nachjagen: „Ein gern gemachter Fehlschluss: Von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Nur weil die Aktie in letzter Zeit gestiegen ist, muss das nicht so weitergehen“, sagt Scherfling. Er ist davon überzeugt: Prognosen von sogenannten Börsen-Gurus sollte man kritisch hinterfragen.
Auch Weber weiß: „Es ist unmöglich vorher zu sagen, ob es an der Börse wieder rauf oder weiter runter geht.“ Die Preisentwicklung könne am besten durch einen Zufallsprozess beschreiben werden. Anleger sollten sich nicht von kurzfristigen Trends beeinflussen lassen. „Es ist besser, wenn man am Anfang eine Strategie bestimmt und daran festhält“, sagt Weber.
Die finanzielle Lage falsch einschätzen: „Ein typischer Fehler ist, dass die Geldanlage nicht zur persönlichen Lebenssituation passt. Wer in drei Jahren sein Geld braucht, um beispielsweise ein neues Auto zu kaufen, sollte es nicht in Aktienfonds anlegen“, rät Scherfling. Als Anlagezeitraum sei eine Laufzeit von zehn Jahren sinnvoll. Dann könne man das Geld auch mal liegen lassen, falls der Kurs schlecht steht. „Alles andere ist eine mutige Entscheidung.“
Verlierer zu lange halten: Sinkt der Kurs der eigenen Aktien, stellen Anleger sich die Frage: Verkaufen oder halten? Manchen falle es schwer, sich Fehlentscheidungen einzugestehen, weiß Scherfling. Hier müsse man genau hinsehen, warum die Aktie gefallen ist und rational handeln. Manchmal sinkt der Kurs, weil er unter einem allgemeinen negativen Trend am Markt leide, erklärt Scherfling.
Weber rät: Man sollte sich in so einem Fall die Frage stellen, ob man die Aktie mit ihrem aktuellen Kurs wieder kaufen würde. „Wenn nicht, dann sollten Anleger sie besser verkaufen“, so Weber. Ein weiterer Tipp, den alle drei Experten geben: Frühzeitig Stop-Loss-Marken setzen. „Wenn die Aktie dann beispielsweise um 10 Prozent gesunken ist, wird sie automatisch verkauft“, erklärt Nieding. Diese Strategie schütze vor größeren Verlusten.
Literatur:
Stefanie Kühn, Markus Kühn, Geldanlage für Fleißige: Mehr Wissen, mehr Rendite! Stiftung Warentest, ISBN-13: 978-3-86851-357-8, 18,90 Euro
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