Vollfinanzierung: Ohne Eigenkapital ins Eigenheim
Immobilienerwerb für junge Familien ohne dickes Bankkonto. Anleger können Zinsen abschreiben.
Düsseldorf. Viele Familien wünschen sich Wohneigentum, können aber kein Startkapital bereitstellen. Kreditinstitute bieten als Ausweg die sogenannte Vollfinanzierung. Sie erlaubt den Immobilienerwerb ohne Eigenkapital.
Manche Anbieter wie die Debeka finanzieren sogar die Kaufnebenkosten mit, so dass das Kreditvolumen bis zu 110 Prozent der Erwerbskosten betragen kann. Voraussetzung ist aber ein hohes Gehalt, ein besonders sicherer Arbeitsplatz oder Vermögen.
„Eine 100-Prozent-Finanzierung ermöglicht bereits Berufseinsteigern und jungen Familien ohne dickes Bankkonto die Anschaffung von Wohneigentum“, sagt Patrick Herwarth von der ING-Diba.
„Sie profitieren von Mietersparnis und hohem Wohnkomfort von Anfang an.“ Sinnvoll ist die Vollfinanzierung auch für Kapitalanleger und Immobilienkäufer, die zwar über Eigenkapital verfügen, dies jedoch aus Steuer- oder Liquiditätsgründen nicht in die Finanzierung einbringen wollen.
Viele Käufer möchten zunächst Eigenkapital ansparen, um ihre Bonität zu verbessern und den nötigen Kreditumfang zu senken. Hohe Eigenmittel sind aber kein Garant für eine günstige Finanzierung. Zinsanstiege in der Zukunft können den Vorteil des geringeren Kreditbedarfs zunichtemachen.
Eine Vollfinanzierung birgt Risiken für die Bank. Manche Institute verzichten deshalb auf entsprechende Angebote, etwa die BB Bank oder die Sparda-Bank München. Lebensversicherungen sind sie sogar gesetzlich untersagt. Geht das Kreditinstitut das Wagnis ein, fordert es eine Risikoprämie. Der Zinsaufschlag auf den aktuellen Basiszins steigt mit dem Finanzierungsanteil an den Gesamtkosten.
„Bei einer Vollfinanzierung erhöht das fehlende Eigenkapital die finanzielle Belastung“, warnt Eva Grunwald, Baufinanzierungschefin der Deutschen Bank. Job und Einkommen sollten daher gesichert und der finanzielle Spielraum beim Haushaltsgeld nicht zu knapp bemessen sein.
Für Erwerber sei zudem wichtig, dass sie Rücklagen für notwendige Reparaturen oder Modernisierungen bilden können. Die Vollfinanzierung erfordert umfassenden Risikoschutz, etwa durch eine Restschuldversicherung. Sie schützt je nach Tarif vor Zahlungsunfähigkeit bei Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit, Krankheit oder Tod.