Ratgeber Zu krank fürs Festival? Wann sich die Ticketversicherung lohnt
Eine teureres Ticket gekauft und dann nicht können. Das ist ärgerlich und nicht immer schafft man es das Ticket noch anderweitig zu verkaufen. Mittlerweile wird häufig eine Versicherung zum Ticket angeboten, doch wann lohnt sich das?
Düsseldorf. Sie heißen Ticketversicherung oder Eintrittskartenversicherung. Und sie klingt bestechend - die Argumentation, die zum Beispiel der Versicherer Allianz für das Produkt verwendet, das er plastisch als „Reiserücktrittsversicherung für Eintrittskarten“ bezeichnet: „Bis zu 200 Euro kann ein Ticket für ein Rock-Festival kosten. Doch was passiert bei einer kurzfristigen Erkrankung? Falls Sie das Ticket nicht rechtzeitig verkaufen können, sind Sie um 200 Euro ärmer und um jede Menge Frust reicher.“
Oft braucht man gar nicht selbst im Internet nach einer solchen Versicherung zu suchen, die Online-Ticketverkäufer leiten einen gleich weiter zu entsprechenden Anbietern. Und was kostet das? Ein Beispiel: Bei der ERV kostet die Versicherung pro Eintrittskarte im Wert von bis zu 50 Euro 1,80 Euro. Bis zu 100 Euro sind es 3,30 Euro. Der Preis steigt in Stufen weiter bis zu 33 Euro für ein Ticket, das bis 1000 Euro kostet.
Doch sollte man sich im Klaren sein, dass es Ausschlussklauseln gibt. So heißt es etwa in den Geschäftsbedingungen der ERV, dass die Versicherung dann nicht zahlt, wenn der Versicherte eine Veranstaltung nicht besucht, weil diese ausfällt, verschoben wird oder die Künstler in veränderter Besetzung auftreten. Und, was in diesen Tagen auch relevant ist, in denen jemand etwa durch den Terroranschlag bei dem Konzert in Manchester verunsichert ist: „Wir leisten nicht bei einer psychischen Reaktion auf ein Kriegsereignis, innere Unruhen, einen Terrorakt“. Oder bei entsprechenden Befürchtungen.
Gemeint sind die Ticketversicherungen für die Fälle, in denen jemand wegen Todesfalls, schwerer Erkrankung, wegen eines Unfalls oder auch zum Beispiel wegen eines Wasserrohrbruchs im eigenen Heim verhindert ist. Was alles versichert ist und welche Nachweise der Betroffene im Schadensfall liefern muss — all das ergibt sich aus den jeweiligen Vertragsbedingungen.
Doch lohnt sich das? Claudia Frenz, Sprecherin der Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten (BdV), sagt: „Natürlich ist es ärgerlich, wenn man ein Konzert aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht besuchen kann.“ Aber man könne sich ohnehin nicht gegen alle Risiken im Leben absichern. Wer viel Geld für sein Ticket bezahlt habe, also mehrere hundert Euro, dem möge eine Ticketversicherung wichtig sein. Doch grundsätzlich vertrete der BdV die Marschroute, dass es wichtigere Versicherungen als eine Ticketversicherung gibt. Frenz: „Wir raten, die wirklich existenziellen Versicherungen abzuschließen: private Haftpflichtversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung. Frenz betont, der finanzielle Verlust halte sich in der Regel im Rahmen und treibe einen nicht in den finanziellen Ruin. Und dann gibt es noch ein anderes Argument, dass es nicht gar so schlimm erscheinen lässt, wenn man keine Ticketversicherung, aber auch nicht die Gelegenheit hat, die Eintrittskarte noch kurzfristig im Internet oder vor der Konzerthalle an den Mann zu bringen. Vielleicht kann man die Karte ja zumindest im Bekanntenkreis verschenken.