Acht Tote bei Angriff auf Ebola-Aufklärungsteam
Conakry/Freetown (dpa) - Wegen der Ebola-Seuche eskaliert in Guinea die Gewalt. Im Nachbarland Sierra Leone dürfen die Menschen nicht vor die Tür. Die Bundeswehr soll eine Luftbrücke starten. Die Vereinten Nationen planen eine Sondermission in Westafrika.
Im Ebola-Krisenland Guinea sind mindestens acht Regierungsvertreter und Journalisten von aufgebrachten Dorfbewohnern getötet worden. Die Delegation war in der Region um Womey im Südosten des Landes unterwegs, um über die Gefahren durch das Virus zu informieren. Sechs Tatverdächtige wurden nach offiziellen Angaben festgenommen. In Berlin kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel unterdessen an, dass die Bundeswehr vom Senegal aus eine Luftbrücke in die Krisengebiete starten wird. Kritik am bisherigen deutschen Engagement wies sie zurück.
Nach dem Angriff auf die Gruppe kündigte Guineas Ministerpräsident Mohamed Said Fofana die Entsendung von zusätzlichen Sicherheitsbeamten in das Dorf an. „Wir werden alle, die an diesen Morden beteiligt waren, aufspüren und vor Gericht bringen, damit sie vom Gesetz mit der höchsten Strenge bestraft werden.“ Zu der attackierten Gruppe gehörten ein örtlicher Gouverneur, Direktoren und Manager von Gesundheitszentren und Kliniken sowie drei Journalisten.
In vielen Teilen Westafrikas glaubt die Bevölkerung nicht an die Existenz der Seuche. Vor allem Ärzten und Gesundheitsbehörden stehen die Bürger skeptisch gegenüber, weil sie lieber traditionellen Heilern vertrauen. Auch durch die futuristisch anmutenden Schutzanzüge fühlen sich die Menschen verunsichert. Die Seuche hat in Westafrika bereits mehr als 2600 Menschen getötet. Experten gehen davon aus, dass es in Wahrheit noch erheblich noch mehr Tote sind.
Die Bundesregierung plant - zusammen mit Frankreich - eine Luftbrücke in die Krisenregionen. Dazu will die Bundeswehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums mit Transall-Maschinen aus Dakar Versorgungsflüge in die drei besonders betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone starten. Bis zu 100 Soldatinnen und Soldaten seien für den Aufbau der Luftbrücke und den Betrieb eines ebenfalls geplanten Lufttransportstützpunktes in der Region vorgesehen, teilte das Auswärtige Amt am Freitagabend nach einem Krisengespräch mit.
Merkel äußerte sich besorgt über die jüngste Entwicklung. Sie sprach von einem „dramatischen Verlauf“. „Es ist im Augenblick keine Frage des Geldes, sondern der Kapazitäten und Logistik“, sagte die Kanzlerin. Einen konkreten Termin für den Beginn der Luftbrücke gibt es noch nicht. Es soll aber nächste Woche losgehen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums können pro Flug bis zu acht Tonnen Hilfsgüter in die Krisenländer gebracht werden.
Geplant ist auch der Transport einer mobilen Krankenstation. Außerdem will die Bundesregierung das Deutsche Rote Kreuz finanziell und logistisch unterstützen, ein mobiles Krankenhaus mit mehr als 200 Betten aufzubauen und zu betreiben. Zusätzlich will Deutschland seine Finanzhilfe um mehr als 15 Millionen Euro aufstocken. Die Bundesregierung hatte bislang etwa 17 Millionen zur Verfügung gestellt.
In Sierra Leone begann eine dreitägige landesweite Ausgangssperre. Bis Sonntag sollen weit über 20 000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gehen, um die Bevölkerung aufzuklären, mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen und 1,5 Millionen Stück Seife zu verteilen. „Wir müssen die Bewegungsfreiheit für alle Bürger einschränken, um direkten Körperkontakt zu vermeiden“, sagte Regierungssprecher Abdulai Baratay der Nachrichtenagentur dpa. Augenzeugen berichteten, dass die Straßen der Hauptstadt Freetown völlig leer seien.
Experten stehen dem Schritt kritisch gegenüber. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kürzlich mitgeteilt. Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um neue Patienten aufzunehmen.
Der UN-Sicherheitsrat stufte die Epidemie am Donnerstag (Ortszeit) als „Gefahr für Frieden und Sicherheit der Welt“ ein. Mit einer einstimmig beschlossenen Resolution mahnte das mächtigste UN-Gremium mehr Hilfe für die betroffenen Länder an. Zudem wollen die Vereinten Nationen noch in diesem Monat eine Sondermission nach Westafrika schicken. „Unsere bestmögliche Schätzung ist, dass wir die Anstrengungen verzwanzigfachen müssen“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.