Aufregung um Arsen im Bier - Münchner Forscher prüfen
München (dpa) - Zwar gibt es keinen offiziellen Grenzwert für Arsen im Bier. Doch der Nachweis sorgte für Aufregung. Forscher prüfen nun Rohstoffe und Biere. Ergebnis: Die Werte sinken. Sie sind ohnehin niedrig: Lange vor einer Arsen- droht eine Alkoholvergiftung.
Bier wird in Deutschland nach Reinheitsgebot gebraut - und enthält trotzdem oft Arsen. Das Schwermetall gerät etwa beim Filtrieren in den Gerstensaft. Münchner Forscher geben nach Untersuchungen von rund 150 Biersorten Entwarnung: Die Werte lägen mit bis zu 24 Mikrogramm pro Liter zwar teils über dem WHO-Richtwert für Trinkwasser von 10 Mikrogramm, der in Deutschland als Grenzwert gilt. In vielen Ländern werde dies bei Wasser aber überschritten, sagte Mehmet Coelhan vom Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität der Technischen Universität München in Freising. Bei Bier gebe es keine Grenzwerte. Zudem sinken seit Beginn der Untersuchungen die Arsenspuren in den betreffenden Biere.
Die Gefahr einer Vergiftung durch Alkohol sei größer als durch Arsen. „Durch übermäßigen Alkoholgenuss hat man unangenehmere Folgen“, sagte Coelhan. „Man darf Bier nicht mit Trinkwasser vergleichen.“ Von letzterem werde viel mehr getrunken.
Auch in ausländischen Bieren fanden verschiedene Studien Arsen, die Werte waren teils höher als in deutschen Bieren. Arsen werde beim Filtrieren aus der als Filterhilfsstoff verwendeten Kieselgur ausgeschwemmt. Es stamme aus den Schalen fossiler Kieselalgen. Bei unfiltrierten Bieren - wie einigen Weißbieren - seien Arsenspuren weniger wahrscheinlich. Das Arsen kann auch über das Wasser ins Bier geraten. Oft werde das Wasser eigens aufbereitet. „Trinkwasserqualität genügt vielen Brauereien nicht.“
Als vor Jahren erste Nachweise von Arsen die Biertrinker schockten, starteten der Deutsche und der Bayerische Brauerbund ein Programm, um den Arsengehalt zu überwachen. Sie ließen das fertige Bier, aber auch Rohstoffe und Kieselgur regelmäßig untersuchen. „Dadurch kommen die Kieselgur-Lieferanten unter Druck“, sagte Coelhan. Der Arsengehalt der Biere sei seit Beginn der Untersuchungen vor etwa drei Jahren gesunken. „Die Brauereien sind sensibilisiert - und sie sind auch bereit, hier Geld auszugeben.“
Die Brauer registrieren auch selbst Verbesserungen. „Wir kontrollieren im Monitoring auch andere Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium, die wie Arsen in Spuren durch die Rohstoffe ins Bier gelangen können“, sagte der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, Walter König. „Die Analysen ergaben im Gegensatz zu früher in den vergangenen Monaten keine Richtwertüberschreitung.“
Das Magazin „Öko-Test“ hatte 2009 Biere geprüft und dabei ebenfalls Spuren von Arsen nachgewiesen. Diese seien aber als unbedenklich einzustufen, hieß es damals - „Öko-Test“ bewertete damals alle 46 geprüften deutschen Biere als empfehlenswert.
Arsen wurde schon früh als Pestizid, Mordgift, aber auch Arzneimittel verwendet. Es soll unter anderem als Lungenheilmittel, Fiebersenker und sogar als Aphrodisiakum sowie zur Leistungssteigerung eingesetzt worden sein. Bis heute enthalten Medikamente Arsen, besonders Krebsmittel. Arsenvergiftungen gehen mit Krämpfen, Übelkeit und Durchfall einher und können zum Tod führen - bei Dosen im zweistelligen Milligrammbereich.