Caipirinha oder Apfelwein - Schokoküsse mal anders
Schotten (dpa) - Wolfgang Keil ist Experte in Sachen Schokoküsse: 50 Sorten hat der Konditor im Programm, darunter exotische Eigenkreationen mit Chili- oder Apfelweingeschmack. Er fertigt die Kalorienbomben in Handarbeit.
Ungewöhnliche Schokokuss-Kreationen sind seine Spezialität. Wolfgang Keil tüftelt in seiner Stube gern an neuen Rezepten. Heraus kommen dann zum Beispiel Schokoküsse, die nach Caipirinha, Apfelwein oder Chili schmecken. „Ich probiere gern etwas Neues aus“, sagt der gelernte Konditor, der seit 25 Jahren in Handarbeit Schaumküsse mit Schokolade überzieht. Auf Wunsch kreiert der 61-Jährige auch Riesen-Ausgaben davon.
50 Sorten hat er im Angebot. Sie entstanden in seiner 30 Quadratmeter großen „Mini-Fabrik“ in seinem Haus im hessischen Schotten. Keil fertigt fast alles in Handarbeit. Damit schafft er eine Tagesproduktion von bis zu 6000 Stück.
„Diese kleinen Betriebe sind heutzutage selten geworden, aber es ist wunderbar, dass es sie noch gibt“, sagt Solveig Schneider vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie in Bonn. Der Vorteil der Schokokuss-Produktion sei, dass man viele verschiedene Kreationen mit dem gleichen Grundstoff herstellen könne. Wie viele Schokokusshersteller es in Deutschland gibt, kann sie nicht sagen.
In Hessen ist auch ein großer Produzent von Schokoküssen zu Hause. Von Hainburg im Landkreis Offenbach aus beliefert die Firma Köhler halb Europa, wie Geschäftsführer Sven Kaufhold sagt. Das Unternehmen produziert seit 1953 Schokoküsse - mittlerweile in 29 Sorten - und macht damit 70 bis 80 Prozent des Jahresumsatzes von knapp fünf Millionen Euro. Keil schweigt zu seinem Absatz und Umsatz.
Der 61-Jährige redet lieber über das Handwerkliche. Er schwört darauf, dass man die Qualität seiner handgemachten Schokoküsse im Vergleich zur Industrieware schmeckt. „Mein Schaum ist lockerer und leichter, weil ich weniger Zucker nehme. Dadurch sind sie auch nicht so süß und kalorienhaltig“, sagt er. Sein Rezepte und seine Tricks will der Konditor nicht verraten - Betriebsgeheimnis.
Anfangs machte Keil die Schokoküsse nur nebenbei, um sich ein Taschengeld zu verdienen, abends und am Wochenende. Dann wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Er ist nach eigenen Angaben flexibel und kann schnell auf die saisonale Nachfrage reagieren. Und die variiert: „Weihnachten sind Sorten mit Lebkuchen, Zimt und Pflaume gewünscht. Im Frühjahr mache ich viel mit Beeren: Erdbeere, Heidelbeere oder auch Kirsch-Banane.“ Verkaufsschlager sind immer noch die Klassiker - mit brauner und weißer Schokolade oder mit Krokant oder Kokos garniert. „Die Kunden nehmen gern die bunte Mischung“, sagt Keil, der den 25er-Karton auf dem Markt für zehn Euro verkauft. Markenzeichen seiner Schokoküsse ist ein geschwungenes Krönchen oben drauf.
Während Keil in seiner Stube die Schaumküsse in ein Becken mit Schokolade taucht, kommen immer wieder Kunden zur Tür herein. Bis zu 20 seien es pro Tag. Neben dem Heimverkauf in einer der wohl kleinsten Schokoladen-Manufakturen Hessens fährt er mit dem Verkaufswagen auf Volksfeste und Märkte. Im Umkreis von 100 Kilometern bietet er seine Ware an. Im Herbst und Winter ist die Hauptsaison. Im Sommer läuft das Geschäft schleppend. Dann ist eher Eis gefragt.
Beim Produzieren der kleinen Kalorienbomben sind seinem Einfallsreichtum wenig Grenzen gesetzt. Trotz großer Erfahrung trifft aber auch Keil manchmal nicht den Geschmack der Kundschaft. „Gewöhnungsbedürftig war offenbar ein grauer Schaum, der nach Schoko-Vanille schmeckte“, sagt er. Er selbst kann nach eigenen Angaben immer noch Schokoküsse essen - obwohl er täglich davon umgeben ist. „Wenn mal einer kaputt geht, wird der gern verputzt. Ich habe Glück mit dem Stoffwechsel und muss nicht so sehr auf meine Figur achten.“