Colitis ulcerosa: Was tun bei Darmentzündungen?
Berlin (dpa/tmn) - Auch wenn sie noch so viele Beschwerden machen: Über Darmprobleme spricht man nicht gerne. Wer häufig von starken Bauchkrämpfen geplagt wird oder über einen längeren Zeitraum Durchfall hat, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Hinter den anhaltenden Bauchbeschwerden könnte eine chronisch entzündliche Darmerkrankung stecken. Laut der Deutschen Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) sind mehr als 320 000 Menschen in Deutschland betroffen. Die beiden häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Bei einer Colitis ulcerosa ist der Dickdarm chronisch entzündet. Das führt zu starken, auch blutig-schleimigen Durchfällen. Bei Morbus Crohn kann jeder Abschnitt des Verdauungstraktes betroffen sein. „Nicht immer steht dabei Durchfall im Vordergrund“, erklärt Prof. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité in Berlin. „Manchmal sind die Symptome eher ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber oder Schmerzen.“
Die Beschwerden kommen in Schüben. Heilbar sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen nicht. „Man kann die meisten Patienten aber so einstellen, dass sie ein relativ normales Leben führen können“, sagt Siegmund. Allerdings gibt es auch immer wieder Fälle, in denen die Therapie nicht wie gewünscht anschlägt. Probleme treten vor allem dann auf, wenn die Krankheit erst spät diagnostiziert oder länger nicht optimal behandelt wurde. Siegmund rät Betroffenen dringend, sich von einem Spezialisten behandeln zu lassen, dem man vertraut und den man regelmäßig aufsucht.
In der Therapie werden verschiedene Medikamente eingesetzt. Nicht immer kann man damit alle Beschwerden in den Griff bekommen. Wenn sich durch die ständigen Entzündungen Narben, Fisteln oder Engstellen im Darm gebildet haben, führt kein Weg an einer Operation vorbei.
Wodurch chronisch entzündliche Darmerkrankungen genau ausgelöst werden, ist noch nicht geklärt. Veränderte Lebensbedingungen scheinen eine wichtige Rolle zu spielen, aber auch genetische Faktoren sind relevant. Man kann den Krankheiten nicht vorbeugen. Es ist auch nicht bekannt, dass ein bestimmter Lebensstil den Verlauf positiv oder negativ beeinflusst. Mit einer Ausnahme: „Wer Morbus Crohn hat, sollte sofort mit dem Rauchen aufhören“, sagt Wolfgang Kruis, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Pulmologie und allgemeine Innere Medizin des Evangelischen Krankenhauses Kalk in Köln.
In beschwerdefreien Zeiten sollten Betroffene ein „stärkendes gesundes Leben“ führen: Sport, Entspannungsübungen und eine gute Ernährung. Ökotrophologin Gudrun Biller-Nagel, die an dem Asklepios Westklinikum in Hamburg Patienten mit Darmerkrankungen berät, empfiehlt „traditionelle und naturelle Gerichte“, die ohne großen Aufwand herzustellen sind. Grundsätzlich solle man essen, was einem schmeckt, dabei aber Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel meiden.
Wichtig für das Wohlbefinden der Betroffenen ist auch, wie Freunde und Bekannte mit der Krankheit umgehen. Das Umfeld muss akzeptieren, dass Morbus Crohn und Colitis ulcerosa-Patienten nicht alles mitmachen können. „Unternehmungen, bei denen es in der Nähe keine Toilette gibt, sind für manche dieser Patienten der größte Horror-Trip“, sagt Wolfgang Kruis.