Darmspiegelung als Krebsvorsorge wirksam und sicher
Heidelberg (dpa) - Die Darmspiegelung hat sich einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zufolge als wirksame und sichere Maßnahme zur Krebsvorsorge bewährt.
„Um eine Krebsvorstufe zu finden und damit einen Krebsfall zu vermeiden, müssen 28 Darmspiegelungen durchgeführt werden. Bei einer unter 121 Untersuchungen wird ein bösartiger Tumor frühzeitig erkannt“, sagte einer der Autoren, Michael Hoffmeister, laut Mitteilung.
Hingegen führe statistisch nur eine von 1089 Untersuchungen zu einer sogenannten Überdiagnose - also einer richtig erkannten Krankheit, die aber gar nicht auffällig geworden wäre, wenn man nicht nach ihr gesucht hätte.
Der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns, bewertete die Studie als gut. Wünschenswert wäre aber eine Überprüfung, wie häufig ein Adenom - also eine gutartige Geschwulst - tatsächlich zum Karzinom - einer Krebserkrankungen - wird. „Wenn man das mit berücksichtigt, müsste die eine oder andere Aussage wohl entschärft werden“, sagte Bruns.
Die Wahrscheinlichkeit, per Darmspiegelung einem Krebsfall vorzubeugen, ist nach den Studienergebnissen am höchsten, wenn die Untersuchung um das 60. Lebensjahr vorgenommen wird. Mit höherem Alter steige die Rate der Überdiagnosen. Verglichen mit Brustuntersuchungen führe die Darmspiegelung aber seltener zu einer Überdiagnose. Bruns sagte, eine Analyse wie beim Darmkrebs sei für Brustkrebs wünschenswert. Es gebe aber keine entsprechende Statistik.
Die Heidelberger DKFZ-Forscher hatten die Befunde von 4,4 Millionen Darmspiegelungen untersucht, die von 2003 bis 2012 durchgeführt wurden - laut Mitteilung die umfassendste Auswertung des nationalen Vorsorge-Koloskopie-Programms. Deutschland war 2002 eines der ersten Länder weltweit, die die Darmspiegelung als Teil des gesetzlichen Krebsvorsorgeprogramms eingeführt haben.
In den ersten zehn Jahren seien 180 000 Krebsvorstufen entdeckt und während der Untersuchung entfernt worden. Die Ärzte fanden den Angaben nach zudem mehr als 40 000 Fälle von Darmkrebs frühzeitig in einem Stadium, in dem zumeist noch eine Heilung möglich ist. Dem gegenüber standen etwa 4500 Überdiagnosen.