Ratgeber Tückische Atemwegsinfektion: Warum RSV für ältere Erwachsene lebensgefährlich werden kann

Husten, Schnupfen und Halsschmerzen: Akute Atemwegsbeschwerden plagen zurzeit überdurchschnittlich viele Menschen.

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Neben Grippe- und Erkältungsviren kann dahinter auch ein anderer Erreger stecken: das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Besonders bei Älteren kann der Atemwegserreger weit mehr als erkältungsähnliche Symptome mit sich bringen. Prof. Dr. Thomas Weinke, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Infektiologie und Tropenmedizin, erklärt welche Folgen drohen und welche Schutzmaßnahmen helfen können.

Machen grundsätzlich gesunde Erwachsene eine RSV-Infektion durch, treten normalerweise nur milde Beschwerden auf, die an andere Atemwegsinfekte erinnern. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch das Risiko für schwere RSV-Infektionen. Besonders gefährdet sind Menschen ab etwa 60 Jahren. Prof. Weinke erklärt: „Keiner hört das gern, dass man ab 60 Jahren zu den Älteren zählt. Aber: In diesem Alter funktioniert das Immunsystem nicht mehr so gut wie bei 20- oder 30-Jährigen.“ Ältere Menschen leben zudem häufig mit Grunderkrankungen wie Asthma oder nehmen bestimmte Medikamente ein, die die Abwehrkräfte zusätzlich schwächen. Doch was genau bedeutet ein schwerer Krankheitsverlauf für Betroffene?

Achtung, Atemnot: Wenn RSV die Atemwege verengt

Prof. Weinke erklärt die Auswirkungen einer RSV-Infektion wie folgt: „Je schwerer eine Infektion ist, desto stärker werden die Atemwegssymptome.“ Mögliche Komplikationen sind eine Bronchiolitis (Entzündung der kleinen Atemwege in der Lunge) oder eine Lungenentzündung. In der Folge drohen Beschwerden wie Luftnot. „Im Extremfall müssen die Betroffenen stationär aufgenommen werden, mit Sauerstoff versorgt oder maschinell beatmet werden“, sagt Weinke weiter. Viel mehr als eine symptomatische Therapie können Ärzte dem Virus aktuell nicht entgegensetzen. Eine spezifische Behandlung steht aktuell nicht zur Verfügung. „Bei besonders schweren Verläufen kann es auch zu Todesfällen kommen“, ergänzt Weinke.

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Schwere Infektionen vermeiden: Was die RSV-Impfung leisten kann

Wie bei anderen Atemwegserregern können Hygienemaßnahmen das Risiko für eine RSV-Infektion senken. Weinke erklärt: „Schutzmasken sind eine wichtige Maßnahme, wie auch die Händedesinfektion.“ Aber: Ältere können noch mehr unternehmen, um sich vor dem Virus zu schützen. Für sie steht eine Impfung zur Verfügung, die das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf minimieren kann. Der Professor betont: „Mit der RSV-Impfung haben wir ein fantastisches Mittel in der Hand.“ Man habe in wissenschaftlichen Studien gezeigt, wie gut und effektiv RSV-Impfungen wirken. „Diese Chance sollten wir auf alle Fälle nutzen“, ergänzt Weinke.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für Menschen ab 75 Jahren und Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren, die mit einer schweren Grunderkrankung wie einer schweren Herzschwäche oder in einer Pflegeeinrichtung leben. Bei Personen aus den genannten Gruppen tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Auffrischungsimpfungen sind nach jetzigem Stand nicht erforderlich. „Wir wissen, dass die Impfung nicht nur für eine Saison vorhält, sondern eine Wirkung hat, die deutlich über eine Saison hinausgeht“, erklärt Weinke.