Für Körper und Geist Den richtigen Yogakurs finden
Köln (dpa/tmn) - Sonnengruß, Krieger und Kobra - solche Übungen stehen heute auch in vielen Fitnessclubs auf dem Programm. Denn Yoga ist längst im Sportstudio angekommen. Das zeigt sich auch auf der Fitnessmesse Fibo in Köln (12. bis 15. April) in Köln, wo sich Yoga einen festen Platz erobert hat.
Oder besser gesagt ein eigenes Studio, mit Glas und Tüchern abgetrennt. Wer hier praktizieren will, braucht allerdings starke Nerven. Von den anderen Bühnen dringen die wummernden Bässe und Motivationsrufe durch die dünnen Wände. Nicht ganz einfach, sich auch mental auf die Yogastunde einzulassen.
Genau das ist aber ein wichtiger Teil der aus Indien stammenden Lehre. Es geht nicht nur um Dehnung und die Kräftigung der Körpermitte. „Yoga ist eigentlich ein ganzheitliches Konzept, das Körper und Geist mit einbezieht“, erklärt Jessica Fink vom Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland. „Die älteste Form des Yoga bestand nur aus Meditation. Körperliche Übungen kamen erst später hinzu.“
Heute geht die Zielgruppe von Kindern bis zur Generation 60 plus, die Bandbreite von Anusara über Ashtanga bis zu Partner-Yoga. Nicht zu vergessen: Yoga in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Den Überblick zu behalten, ist so gut wie unmöglich. Fink zufolge ist aber für jeden etwas dabei. Um den richtigen Kurs zu finden, müssen Interessierte vor allem wissen, warum sie Yoga praktizieren wollen.
„Ich rate grundsätzlich, sich vorher zu fragen, was man sich vom Yoga verspricht: mehr Fitness, eher Entspannung, eine bessere Selbstwahrnehmung? Probiert man dann einen Kurs aus, kann man gezielt darauf achten, ob dieser Kurs das auch bietet“, erklärt Fink.
Claudia Dahnelt etwa unterrichtet eine spezielle Form des eher körperbetonten Hatha Yoga, die ein Amerikaner entwickelt hat: Anusara Yoga. Die Praxis beruht auf biomechanischen Prinzipien und kümmert sich vor allem um die Aufrichtung des Körpers. Die Asanas stammen aus dem Hatha, sind erfahrenen Yogapraktizierenden also wohlbekannt. Auf der Fibo zeigt Dahnelt, wie sie die einzelnen Übungen miteinander verbindet. Im Anusara soll der Körper beim Yoga im Fluss bleiben.
Um den genauen Stand der Füße, der Knie, Hüften und Schultern zu erspüren, startet die Frankfurter Lehrerin mit eher einfachen Übungen. „Wer diese gut beherrscht, schafft dann aber bald auch schwierigere Asanas“, ist ihre Erfahrung. Die korrekte Aufrichtung kommt ihr zufolge nicht nur der Yogapraxis zugute. „Das lässt sich gut in den Alltag übertragen.“ Obwohl Hatha einen eher körperlichen Fokus hat, bringt Dahnelt in ihren Stunden stets auch eine philosophische Idee unter. Zum Beispiel das Thema Vergebung. Sie möchte, dass die Leute etwas mitnehmen aus ihrer Stunde.
Claudia Hardenack gibt Yoga-Stunden speziell für ältere Menschen. Eine Art Yoga light also? Nein, sagt die gelernte Altenpflegerin und Yoga-Lehrerin. „Wer ältere Menschen unterrichten möchte, muss einfach noch mehr auf den Einzelnen eingehen“, erklärt sie auf der Messe. Die Voraussetzungen seien eben noch unterschiedlicher als bei Jüngeren.
Manche sind mit Mitte 70 noch topfit, andere haben mit 60 schon in mehreren Gelenken Arthrose. „Dann muss der Lehrer die Asanas entsprechend anpassen.“ Wichtig ist ihr auch, eine Gelassenheit gegenüber den eigenen Grenzen zu vermitteln. „Ich fange die Stunde manchmal auf einem Stuhl an, und wir verwenden ihn als Hilfsmittel.“
Auch Yoga für Kinder hat sich etabliert, sagt Link. Wie bei Kursen für Erwachsene geht es hierbei um Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit, Konzentration sowie die Verbesserung von Körpergefühl und Motorik.
Je nach Alter vermitteln Kinderyogalehrer die Übungen spielerisch, etwa anhand einer Geschichte. Asanas, die nicht nach Tieren benannt sind, bekommen dann schon mal erfundene Tiernamen. So begreifen die Kinder, was gemeint ist und bleiben mit Spaß bei der Sache.
Egal, für welches Konzept sich jemand entscheidet - das Wichtigste ist die fundierte Ausbildung des Lehrers, betont Fink vom Verband der Yogalehrenden. „Ein Lehrer sollte mindestens zwei Jahre lang ausgebildet worden sein. Nur so kann er wirklich tiefe Einblicke in die Philosophie, die medizinischen Grundlagen und die Bandbreite des Yoga bekommen haben.“
Wichtig sei auch: Wie gut geht er auf die Übenden ein? Leistet er Hilfestellung? Und bietet er Variationen an, wenn jemand eine Übung nicht oder noch nicht ausführen kann? Ist das der Fall, spiele es eine untergeordnete Rolle, welcher Tradition ein Kurskonzept folgt.