Diabetes: Hilfe ohne Spritze
Wer zuckerkrank ist, kann selbst viel für sich tun — durch Bewegung und bessere Ernährung.
Düsseldorf. Der Mediziner Stephan Martin spricht gern eine deutliche Sprache: „Die Aussichten sind katastrophal, aber es gibt Chancen.“ Die Volkskrankheit Diabetes ist sein Thema: Mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland sind bereits zuckerkrank, etwa noch einmal so viele leiden daran, ohne es zu wissen. Denn Diabetes tut nicht weh.
Doch die Krankheit ist gefährlich: Die hohen Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer die Gefäße und können so zu schweren Folgeerkrankungen führen. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt aufs Doppelte. Mehr als 75 Prozent der Diabetiker sterben an akuten Gefäßverschlüssen, meist an Herzinfarkt. Diabetes ist zudem die häufigste Ursache für Erblindung im Alter und für Amputationen der Füße.
Professor Stephan Martin (Foto), Chefarzt für Diabetologie des Verbundes der Katholischen Kliniken Düsseldorf (VKKD) und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums (WDGZ) in Düsseldorf, hat täglich mit solchen Folgen zu tun und wirbt leidenschaftlich für mehr Vorbeugung.
„Niemand darf seine Gesundheit beim Hausarzt abgeben.“ Denn Typ-2-Diabetes sei im Großteil der Fälle zu verhindern. Die Hauptursachen der Stoffwechselkrankheit, Übergewicht und Bewegungsmangel, könne jeder selbst bekämpfen. „Wenn nicht verbrauchte Fette im Körper bleiben und der Mensch sich wenig bewegt, verändert sich der Stoffwechsel, und das Insulin wirkt nicht mehr. Dann steigt Zuckeranteil im Blut.“ Denn Insulin ist nötig, damit die Zellen den Zucker als Energielieferant aufnehmen und verarbeiten können.
Häufig werde der Diabetes erst im Krankenhaus entdeckt, etwa bei einer anstehenden Operation. 30 Prozent der Klinik-Patienten seien Diabetiker, gegenüber zehn Prozent in der Bevölkerung. Deshalb hat Martin beim WDGZ am Sana-Krankenhaus in Düsseldorf-Gerresheim seit 2007 ein System der Frühdiagnose aufgebaut: Jeder eingelieferte Patient wird auf Diabetes untersucht und von Spezialisten betreut. Das verbessert die Diabetes-Therapie und die jeweils anliegende Behandlung.