Ebola in Westafrika könnte von Flughunden gekommen sein

Conakry/Monrovia (dpa) - Die Ebola-Epidemie in Westafrika mit mindestens 729 Toten geht Wissenschaftlern zufolge wahrscheinlich auf Flughunde zurück.

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Entweder seien manche der Tiere in der Region schon seit langem Träger des Virus oder ein infizierter Flughund sei aus Zentralafrika hergezogen, berichten Forscher im Fachmagazin „PLOS Neglected Tropical Diseases“. Ob Tiere der Region Ebola-Erreger tatsächlich in sich haben, werde derzeit untersucht.

Der derzeitige Ausbruch geht auf das Zaire-Ebolavirus (ZEBOV) zurück, eine von fünf bekannten Arten der Erreger - und mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 90 Prozent die gefährlichste. Erstmals nachgewiesen wurde dieses Virus 1976 im heutigen Kongo, seither gab es mehrmals Ausbrüche in Regionen Zentralafrikas. Diese liegen aber Tausende Kilometer vom Westen des Kontinents entfernt, wo das Zaire-Ebolavirus bis vor wenigen Monaten noch nie nachgewiesen wurde.

Es sei unwahrscheinlich, dass ein Mensch den Erreger nach Guinea gebracht habe, schreiben Daniel Bausch von der Tulane School of Public Health and Tropical Medicine in New Orleans (Louisiana) und Lara Schwarz von der McGill University im kanadischen Montreal. „Es gibt kaum regelmäßige Handels- oder Reiserouten zwischen Zentralafrika und Guinea, und Guéckédou - das Ebola-Epizentrum, wo das Virus wahrscheinlich erstmals aufgetreten ist - liegt ganz weit abgelegen.“

Als Überträger kommen dem Forscher-Duo zufolge vor allem drei Arten infrage: Hammerkopf (Hypsignathus monstrosus), Franquet-Epauletten-Flughund (Epomops franqueti) und Schmalkragen-Flughund (Myonycteris torquata). Ebolaviren werden vor allem beim Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Die Vereinten Nationen hatten darum schon vor Wochen davor gewarnt, in der Region Flughunde und andere Wildtiere zu jagen und zu verzehren. Nach Angaben der UN-Ernährungsorganisation FAO werden die Tiere in Westafrika getrocknet oder auch in scharfen Suppen gegessen.

Dass es überhaupt zu einer Epidemie gekommen sei, liege zum großen Teil an den sozialen und politischen Zuständen in den betroffenen Ländern. Dies gelte für Ausbrüche von Ebola ebenso wie für die anderer hämorrhagischer Fieber. „Solche Epidemien treten nicht zufällig auf - oft geschieht dies in Gebieten, in denen die Wirtschaft und das öffentliche Gesundheitswesen nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen am Boden liegen.“ Alle drei derzeit vor allem betroffenen Länder - Guinea, Liberia und Sierra Leone - haben in der Vergangenheit unter schweren politischen Unruhen gelitten.

Armut und Unterentwicklung trieben die Menschen dazu, immer tiefer in den Wäldern zu jagen. Damit wachse das Risiko, sich bei Wildtieren zu infizieren, schreiben Bausch und Schwarz. Zudem gebe es kaum medizinische Ausrüstung und anderes Material, um die Ausbreitung einer Krankheit einzudämmen. Das fange schon bei Schutzhandschuhen, Masken, sauberen Nadeln und Desinfektionsmitteln an. Als dritter Faktor kommen demnach die mangelhaften Koordinations- und Überwachungsmechanismen der Länder hinzu.

Bausch hatte in den vergangenen Monaten sowohl Guinea als auch Sierra Leone besucht, um den Ursachen des Ausbruchs auf den Grund zu gehen. Erste Ebola-Fälle waren in Guinea im März registriert worden, rückblickend wurde darauf geschlossen, dass es schon im Dezember 2013 erste Infektionen gegeben hatte. Derzeit liegt die Sterblichkeitsrate der registrierten Fälle bei weit über 50 Prozent.