Essen von der Stange: Italo-Kette Vapiano bekommt mehr Konkurrenz

Stuttgart (dpa) - Die einen servieren überall den gleichen Salat, andere bieten Wok-Gerichte von der Stange: Gastro-Ketten jenseits von klassischem Fast Food wollen den deutschen Restaurantmarkt erobern.

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Die Anbieter dringen vor allem in eine Nische - die von Vapiano.

Tausende knurrende Mägen warten täglich auf ein Brummen. Damit nämlich signalisiert ein kleines, eckiges Gerät bei der Gastronomiekette Vapiano: Essen ist fertig. Frisches Fast Food mit Restaurant-Charakter - das ist das Konzept des Italo-Anbieters, der hierzulande zuletzt fast 18 Millionen Gäste jährlich mit Pasta und Pizza verköstigte. Nun wollen weitere Gastronomen ein Stück davon abhaben - und drängen in die Nische von Vapiano.

„Das ist der große Wachstumsmarkt der nächsten Jahre“, sagt Branchenexpertin Gretel Weiß von der Fachzeitschrift Food Service voraus. Sie erwartet in der Systemgastronomie in den kommenden Jahren zweistellige Wachstumsraten. 2013 machte die Branche allein 11,8 Milliarden Euro Umsatz - Tendenz steigend. Das geht aus der jährlichen Erhebung des Branchenmagazins hervor, auf die auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga verweist.

Zur Branche zählen auch klassische Fast-Food-Ketten wie McDonald's oder Burger King. Besonders viel tut sich Weiß zufolge aber in dem Segment, dem Vapiano 2002 den Weg bereitete: dem sogenannten Fast Casual Dining - also schnellem, unkompliziertem und frischem Essen. Beim Brutzeln können die Kunden dem Koch oft direkt in die Pfanne schauen.

Zuletzt machte etwa der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass er eine Pizza-Kette namens Vialino eröffnen will. Inzwischen betreibt der Manager drei Italo-Restaurants namens Tialini - und hat damit auf den ähnlich klingenden Namen verzichtet. Mittelfristig will er einem Sprecher zufolge auf 20 Filialen im deutschsprachigen Raum kommen.

Zum Vergleich: In Deutschland gibt es derzeit etwa 60 Vapianos, weltweit sind es sogar 150. Alle drei Jahre soll sich die Zahl der Filialen verdoppeln und irgendwann auf 1000 wachsen. Zuletzt setzte die Marke mehr als 160 Millionen Euro um. Tialini macht zu den Erlösen keine Angaben.

Die Filiale in Stuttgart liegt in direkter Nachbarschaft zu Vapiano. Eine Kampfansage? Mitnichten, beteuert man bei Tialini. „Das ist ein toller Standort“, sagt ein Sprecher. Die Nähe zu Vapiano spiele dabei keine Rolle. Im Gegensatz zum Platzhirsch werden Gäste bei Tialini am Tisch bedient. Das Konzept erinnert damit an die L'Osteria, wo Besucher ihre Pizza ebenfalls direkt vorgesetzt bekommen. Wiedeking selbst hatte mit der Nürnberger Kette vor Eröffnung von Tialini noch über eine Zusammenarbeit gesprochen.

„Die Pizza erfunden hat auch keiner von denen“, hält man bei Tialini dagegen. „Der Markt ist noch nicht gesättigt.“ Aktuell stehe aber keine weitere Neueröffnung in Wiedekings Pizzaschmiede an. „Bei dem Investor ist es nicht nötig, Wachstum um jeden Preis zu generieren.“

Doch auch fernab von Pizza und Pasta drängen neue Spieler in das Geschäft mit dem unkomplizierten Essen von der Stange: Der Stuttgarter Anbieter Yaz etwa serviert orientalische Speisen, während Dean & David Großstädter mit schnellen Salaten versorgt. Im Asia-Bereich bringen sich Coa oder GinYuu in Stellung. Die Kette Hans im Glück bietet indes Burger aus regionalen Zutaten an.

„Die Systemgastronomie wächst nach wie vor. Fast täglich geht irgendwo in Deutschland ein neues System an den Start“, sagt die Sprecherin des gleichnamigen Bundesverbandes. „Inzwischen wird eine enorme Vielfalt geboten. Neben den klassischen Quick-Service-Systemen gibt es mittlerweile viele andere Systeme, die hauptsächlich Salate, Suppen oder Wok-Gerichte anbieten.“

Branchenkennerin Weiß sieht das für Vorreiter Vapiano nicht negativ. „Wenn das mehr werden, sind sie einerseits Konkurrenten. Andererseits machen sie die Kategorie aber auch massentauglich.“

Nur warum strömen hungrige Menschen scharenweise in solche Ketten? Hauptsächlich sei es „der Wiedererkennungswert und die Tatsache, dass sie sich in einem Rahmen bewegen, auf den man sich verlassen kann“, erklärt Weiß. Das einheitliche Konzept sei gewissermaßen ein Qualitätsversprechen. Für die Anbieter habe das aber nicht nur Vorteile: „Wenn es für die Marke an einer Stelle Schwierigkeiten gibt, dann sind die anderen mitbetroffen.“