Fahrradhelm - ja oder nein?
Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Eine Vorschrift gibt es nicht. Fakt ist: Ein Kopfschutz kann schwere Verletzungen vermeiden.
Göttingen/Karlsruhe. Der Fahrradhelm ist in Deutschland kein Muss. Weder schreibt ihn der Gesetzgeber vor, noch gibt es eine Helmpflicht durchs Hintertürchen: Der Bundesgerichtshof (BGH) stellte am Dienstag klar, dass Radlern ohne Helm nach einem unverschuldeten Unfall Schadenersatz in voller Höhe zusteht, wenn sie sich dabei Kopfverletzungen zugezogen haben, die mit Sturzhelm womöglich weniger schwer oder sogar vermeidbar gewesen wären. Wer dennoch lieber mit Fahrradhelm radelt oder auch seine Kinder damit ausstattet, sollte einige Dinge wissen, um den bestmöglichen Schutz zu erzielen. Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad gibt Antworten auf Fragen zum Helm:
In qualitativ hochwertigen Fahrradhelmen findet sich neben dem CE-Prüfzeichen und der Größenangabe — meist der Kopfumfang in Zentimetern — auch das Herstellungsdatum. Das ist wichtig, weil mit der Alterung die stoßabsorbierende Wirkung der Hartschaumstoffschicht nachlassen kann. Was die Schale betrifft, ist ABS-Kunststoff robuster als das dünnere, leichtere und daher bevorzugt für Sportmodelle verwendete Polycarbonat. Ganz wichtig: Der Helm muss perfekt zur Kopfform passen, darf nicht zu stramm und nicht zu locker sein. Er sollte mittig auf der Stirn sitzen, sich also weder nach unten über die Augenbrauen noch nach oben von der Stirn ziehen lassen. Zwischen Kinnriemen und Kiefer sollte höchstens ein Fingerbreit Luft bleiben.
Helme für unter 50 Euro bedeuten laut Fehlau in der Regel deutliche Kompromisse bei Qualität, Passform, Haltbarkeit und Sicherheit. Radler sollten dem Experten zufolge daher für einen guten und komfortablen Helm eher um die 100 Euro kalkulieren.
Wenn der Fahrradhelm bei einem Unfall auf den Boden aufschlägt oder auch einfach nur aus der Hand rutscht und auf den Asphalt knallt, sollte er ersetzt werden. Denn dabei können sich feine Risse bilden, die die Schutzwirkung verringern, selbst wenn der Helm äußerlich voll funktionsfähig erscheint. Turnusmäßig schaffen sich Radler, die auf den Kopfschutz schwören, am besten alle fünf Jahre einen neuen Helm an, weil die Hartschaum-Schutzschicht mit der Zeit porös wird und die Dämpfungseigenschaft dadurch nachlässt. Witterung, Sonne und Schweiß begünstigen die Alterung.
Insekten, Staub und Schweiß werden am besten regelmäßig mit Wasser und gegebenenfalls etwas milder Seife abgewaschen. Scharfe Reiniger sind für die Helmpflege ungeeignet: Sie können das Material angreifen und die Struktur des Schutzhelms schwächen.
Ja. Deshalb sollten Eltern ab und zu überprüfen, ob der Helm noch richtig sitzt. Bei Kindern ist die Anschaffung eines neuen Helms ungefähr alle zwei Jahre sinnvoll — und das nicht allein wegen der Größe: Viele Schulkinder hängen den Helm nach der Fahrt an den Ranzen, dann eckt er schnell mal irgendwo an und kann kleine Risse bekommen, gibt Fehlau zu bedenken. Vom Gebrauchtkauf rät er wegen möglicher Vorschäden, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, grundsätzlich ab.