Gegen „Reiterhosen“ Fettabsaugen ist kein Abnehmtrick
München (dpa/tmn) - Der Blick in den Spiegel fördert bei manch einem Pölsterchen an den Oberschenkeln oder Speckröllchen am Bauch zutage. Wer die nicht so loswird, könnte auf die Idee kommen, das Fett absaugen zu lassen.
Doch eine Liposuktion ist nicht immer der richtige Weg.
„Viele Interessenten machen sich von einer Liposuktion falsche Vorstellungen“, sagt Prof. Riccardo Giunta, Direktor der Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aber: Eine Fettabsaugung ist nichts für Übergewichtige, die so abnehmen wollen. Bleiben dagegen nach einer Ernährungsumstellung und trotz viel Bewegung hartnäckige Problemzonen, kann eine Liposuktion eventuell Abhilfe schaffen.
„Dabei kann einiges danebengehen, wenn ein unzureichend ausgebildeter oder unerfahrener Behandler am Werk ist“, warnt Torsten Kantelhardt. Er ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Rottach-Egern. Wird etwa zu viel Fett abgesaugt, können unschöne Dellen entstehen. Auch Schwellungen und Blutergüsse sind nach einer Liposuktion möglich.
Patienten sollten sich vor dem Eingriff intensiv über mögliche Risiken und Komplikationen aufklären lassen, rät Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. Grundsätzlich gilt: „Je länger die Operation dauert und umso mehr Fettgewebe auf einmal abgesaugt wird, desto höher ist das Risiko, dass es zu Komplikationen kommt“, erklärt Kantelhardt.
„Das schonendste Verfahren ist die Wasserstrahltechnik“, erklärt Giunta. Bei dieser Methode wird das Gewebe mit einem „Wasserstrahl“, in dem sich ein Lokalanästhetikum und Adrenalin befinden, betäubt. In der Einwirkphase quellt die Flüssigkeit die Fettzellen auf. Dann werden Absaugkanülen eingeführt. Mit der Vakuummethode wird nun das gelockerte Fett mit dem Wasserstrahl abgesaugt.
Daneben gibt es etwa auch die Ultraschall-Methode. Dabei wird die Problemzone an ein Gerät angeschlossen, das Ultraschallwellen aussendet und so die Fettzellen in der Tiefe zum Schmelzen bringt, während die oberen Hautschichten unversehrt bleiben. Das Fett wird im Idealfall vom Körper selbst ausgeschieden - also nicht abgesaugt.
Mit der Absaugung der Fettzellen entsteht im Körper eine Wunde. Sie zieht sich im Zuge der Heilung zusammen und die Haut strafft sich. Es kann aber vorkommen, dass die Straffung ausbleibt und die Hautpartie schlaff herunterhängt. „Dann muss dies operativ gestrafft werden“, erläutert Kantelhardt.
Die Kosten für die Fettabsaugung hängen von der Größe der Problemzone und der Dauer der OP ab. „Eine ästhetische Liposuktion am Unterbauch kann um die 1000 Euro kosten“, sagt Giunta. Ein ausgedehnterer Eingriff ist aber nicht selten mehrere tausend Euro teuer. Die Krankenkassen kommen für die Kosten nicht auf.
Bei der Suche nach einem seriösen Behandler sollten Interessierte auf die Bezeichnung „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ achten, rät Kantelhardt, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) ist. Jemand, der sich „Schönheitschirurg“ nennt, sei nicht qualifiziert fürs Fettabsaugen und hat vielleicht nur einen Wochenendkurs besucht.