Fitnesstrend Zumba: Wenn das Workout zur Party wird
Berlin (dpa) - Das Fitnesstraining Zumba soll rund 1000 Kalorien pro Stunde schmelzen lassen. Anhänger berichten von Schweißausbrüchen, aber auch von jeder Menge Spaß. Sportwissenschaftler sind jedoch skeptisch.
Doch was ist Zumba eigentlich?
Knallhartes Workout oder rauschende Party? Der neue Fitnesstrend Zumba befindet sich irgendwo dazwischen - und soll die Pfunde angeblich nur so purzeln lassen. „Wenn man mit Zumba fertig ist, ist man klatschnass und hat gute Laune“, sagt Tanztrainerin Nabila Bergmann. In Berlin unterrichtet sie das Gute-Laune-Workout, auf das auch Promis wie Madonna und Jennifer Lopez schwören. Angeblich sollen dabei in einer Stunde 1000 Kalorien schmelzen.
„Das stimmt wirklich“, versichert Bergmann. „Eine Kursteilnehmerin von mir hat eine Kalorienuhr und überprüft das jedes Mal.“ Zu den schnellen Abnehmerfolgen soll eine Mischung aus tänzerischen Bewegungen und Fitness-Übungen führen, wie die Trainerin erklärt. Dazu läuft lateinamerikanische Musik. Anders als beim Aerobic gibt es für jedes Lied eine neue Choreographie. Wer einmal nicht mitkommt, kann so schnell wieder einsteigen. Ob die Schritte sitzen, sei ohnehin egal, sagt Bergmann. „Einfach weitertanzen.“
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Sportwissenschaftler sind zumindest skeptisch. „1000 Kalorien pro Stunde schaffen kaum die Radfahrer bei der Tour de France“, sagt Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Normal ist sicherlich die Größenordnung von 400 Kalorien.“ Ein Fatburner sei Zumba aber alle Mal. „Wir verbrennen dann Kalorien, wenn der gesamte Körper aktiv ist“, erklärt Froböse. Das sei beim Zumba der Fall.
Trainerin Bergmann erklärt: „Indem man sich 60 Minuten dauernd bewegt“, werde ordentlich Fett verbrannt. Froböse gibt jedoch zu bedenken: „Sport nur auf die Verbrennung von Kalorien zu reduzieren, ist fatal.“
Neben der Fettverbrennung läuft zumindest die Vermarktung auf Hochtouren. Die Fitnessindustrie hat das Workout mit dem ulkigen Namen ebenfalls für sich entdeckt - längst gibt es Kleidung, Handtaschen oder DVDs für Zumba-Jünger. Fitnessstudios dürfen das Training nur mit entsprechender Lizenz anbieten. Dann reicht die Spannbreite von Zumba im Wasser, Zumba mit Gewichten bis hin zu Kursen für Kinder. Und wer hat's erfunden? Ein schusseliger Fitnesstrainer.
Weil der Kolumbianer Alberto „Beto“ Perez die Musik für seinen Aerobic-Kurs vergessen hatte, musste er mit eigenen CDs improvisieren. Ein Workout zu Salsa-Klängen entstand. Nach Angaben der Veranstalter nehmen mittlerweile mehr als zwölf Millionen Menschen aller Fitnessstufen und Altersgruppen wöchentlich an Zumba-Kursen teil. Mittlerweile wird das Tanz-Workout an rund 110 000 Standorten in mehr als 125 Ländern angeboten.
Sie lassen die Hüften kreisen, drehen sich immer wieder von einer Ecke des Raums zur nächsten und recken die Arme in die Luft - die Übungen der Kursteilnehmer in Berlin wirken fast wie eine Szene aus einem lateinamerikanischen Musikvideo. Kleiner Unterschied: Vorne steht eine Trainerin und gibt die Bewegungen vor.
Wirkt's denn? „Also ja, doch, ganz schön gut“, findet Steffi Oeter. Die 35-Jährige ist mit ihrer Tochter zum Zumba gekommen. „Meine Oberschenkel sind wirklich straffer geworden.“ Teilnehmerin Susanne Korb pflichtet ihr bei: „Man kommt ordentlich ins Schwitzen. Das steht schon mal fest.“ Außerdem sei das Programm „sehr mitreißend“, findet die 47-Jährige. „Die Stimmung ist schon gut.“ Die sei ja im Grunde auch das Wichtigste, beteuert ihre Trainerin - Kalorien hin oder her. „Es geht darum, dass die Leute Spaß haben.“