Flecken auf der Haut — Vitiligo ist kein Grund für schiefe Blicke
Leipzig (dpa/tmn) - Wenn jemand weiße Flecken auf den Armen oder im Gesicht hat, führt das oft zu neugierigen Blicken anderer Menschen. Sie wissen selten, was dahinter steckt: Ursache ist eine nicht ansteckende, aber auch nicht heilbare Pigmentstörung.
Wer die Weißfleckkrankheit nicht kennt, schreckt vor den Erkrankten zurück. Viele wissen den Grund für die auffälligen Flecken auf der Haut nicht und fürchten eine Ansteckung. Doch Vitiligo, wie Fachleute die Autoimmunerkrankung nennen, ist nicht ansteckend. Sie tut auch nicht weh. Vitiligo ist zwar behandelbar, aber nicht heilbar - die Betroffenen müssen damit leben.
Bei Bernd Hampel waren es 1986 kleine helle Stellen nahe den Fingernagelbetten. „Das wird mit dem nächsten Sonnenbad schon wieder“, dachte er damals noch und machte sich nicht weiter Gedanken darüber. Doch die Flecken blieben weiß. Und es waren immer mehr zu sehen. Sie schmerzten nicht. Die Hautärzte, zu denen Hampel ging, konnten mit den Symptomen nichts anfangen.
Der Krankheitsverlauf ist bei jedem Patienten anders. Am häufigsten beginnt Vitiligo im Gesicht, an Händen oder Füßen. Andere Symptome gibt es nicht, dafür viele Begleiterkrankungen. Am häufigsten sind Probleme mit der Schilddrüse oder andere Autoimmunerkrankungen. Auch Diabetes, Rheuma oder die Hautkrankheit Psoriasis können auftreten.
Der erste Auslöser für die weißen Flecken ist häufig eine starke psychische Belastung. Immer, wenn Hampel Stress auf der Arbeit oder in der Familie hatte, kamen neue Flecken dazu. 2005, nach dem größten Schub, sei mehr als die Hälfte seines Körpers betroffen gewesen, erzählt der Organisator einer Selbsthilfegruppe in Leipzig.
Die Ursache von Vitiligo liegt jedoch meistens in den Genen. „Da ist eine Mutation, die zum Beispiel durch Umweltbelastungen ausgelöst wurde“, erklärt Anke Hartmann von der Hautklinik am Uniklinikum Erlangen. Außerdem wird die Neigung zu Autoimmunerkrankungen, und damit auch zu Vitiligo, vererbt. Etwa ein Drittel der Betroffenen hat auch erkrankte Familienmitglieder.
Erst als Hampel in den 90er Jahren Zugang zum Internet bekam und über die seltsamen Flecken auf seiner Haut recherchieren konnte, erfuhr er von der Krankheit. Je eher Betroffene bei Symptomen zum Arzt gehen, desto besser, sagt Raphael Shimshoni, Chefarzt im Fachkrankenhaus Schloss Friedensburg im thüringischen Leutenberg. Denn so kann die Ausbreitung der weißen Flecken möglichst bald gestoppt werden.
Häufig beginnt Vitiligo schon im Kindesalter, bei der Hälfte der Betroffenen vor dem 20. Lebensjahr. Weltweit ist etwa ein Prozent der Bevölkerung von der Weißfleckenkrankheit betroffen. Von den Krankenkassen wird sie nur als kosmetisches Problem gesehen, auch wenn die Betroffenen häufig vor allem psychisch stark darunter leiden.
Nach Hartmanns Erfahrung hilft die punktuelle Bestrahlung der betroffenen Stellen mit schmalbandigem UV-Licht am besten. Die Bestrahlung führt bei Erfolg zur Repigmentierung der weißen Hautstellen. Die Krankenkasse zahlt allerdings nur für die Ganzkörperbestrahlung. Helfen können auch Kortison oder alternative Methoden. Doch nicht alle Menschen sprechen auf solche Behandlungsmöglichkeiten an. Um trotzdem nicht aufzufallen, helfen sich viele mit Selbstbräunern oder Make-up.
Hampel sagt, inzwischen habe er sich mit der Krankheit abgefunden. „Ich habe meinen seelischen Frieden mit Vitiligo gemacht“, betont der 59-Jährige. Das rät er auch anderen Betroffenen: Sie sollten sich auf keinen Fall in die Krankheit hineinsteigern. Das führt nur zu Stress — und damit zu immer neuen Flecken.