Frühe Behandlung einer Zwangserkrankung schützt vor Depression
Krefeld (dpa/tmn) - Händewaschen oder Dinge zählen: Wer bestimmte Handlungen nicht abstellen kann, obwohl er weiß, dass sie unsinnig sind, leidet an einer Zwangserkrankung. Wird das unerwünschte Verhalten nicht behandelt, können Betroffene depressiv werden.
Menschen mit einer Zwangserkrankung sind besonders gefährdet, im Laufe der Zeit auch an einer Depression zu erkranken. Um das zu vermeiden, sollten sie ihre Zwangsstörung daher so früh wie möglich behandeln lassen, rät Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP) in Krefeld. Üblicherweise infrage kommen eine Verhaltenstherapie und gegebenenfalls eine begleitende Medikamenteneinnahme.
Bei einer Zwangsstörung haben die Betroffenen immer wieder dieselben unerwünschten Gedanken oder führen die immer wieder gleichen Handlungen aus, etwa Händewaschen, Dinge zählen oder den Zustand von Gegenständen kontrollieren. Sie versuchen laut Roth-Sackenheim auf diese Weise, innere Anspannung abzubauen und sich sicherer zu fühlen, und geraten dadurch in einen allein kaum zu durchbrechenden Teufelskreis.
Da dieses Verhalten zunehmend Zeit in Anspruch nimmt, ziehen sich die Erkrankten sozial immer weiter zurück und sind immer weniger leistungsfähig. Roth-Sackenheim zufolge wissen sie zwar, dass ihr Handeln unsinnig ist, können sich davon aber nicht befreien. Auch dadurch steige die Gefahr, depressiv zu werden.
Nach Angaben des BVDP zeigen sich bei den meisten Patienten Anzeichen einer Zwangsstörung schon im Kindes- und Jugendalter. Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung erkranken daran.