Fürs Ohrlochstechen gibt es kein perfektes Alter
Freiburg (dpa/tmn) - Für das Stechen eines Ohrlochs gibt es keinen idealen Zeitpunkt. Das Ohrläppchen von Erwachsenen ist dafür genauso geeignet wie das von Jüngeren. Und Kindern tut es auch nicht unbedingt mehr weh.
Medizinisch betrachtet spielt es keine Rolle, ob sich jemand schon als Kind oder erst später ein Ohrloch stechen lässt. Das Ohrläppchen eigne sich in jedem Alter gleichermaßen dafür, erklärt Michael Deeg vom Berufsverband der HNO-Ärzte in Freiburg. Auch das Schmerzempfinden sei bei Kindern nicht größer als bei Erwachsenen: Das Stechen werde häufig nur als Piks empfunden, so der Facharzt.
Die Diskussion, ob das Stechen der Ohrlöcher bei Kindern eine Körperverletzung sei, bewertet Deeg eher als rechtliche Frage, weniger als medizinische. Wenn die Kinder selbst den Wunsch nach Ohrlöchern äußern, sieht er das Thema unproblematisch.
Das Alter wirkt sich auch nicht darauf aus, ob die Löcher schneller wieder zuwachsen. „Wenn ich in den ersten Monaten nach dem Stechen den Ohrring ein bis zwei Wochen nicht trage, wächst das Loch wieder zu.“ Wer schon viele Jahre Ohrlöcher hat, muss sich keine Sorgen mehr machen, dass sie wieder zuwachsen. „Dort hat sich ein richtiger Kanal gebildet“ erklärt Deeg. Bei frischen Ohrlöchern sollten Kinder wie Erwachsene den Stift einmal am Tag um 180 Grad drehen und mit Antiseptikum betropfen.
Hässliche Risse am Ohrloch lassen sich mit einer feinen Naht vom plastischen Chirurgen beseitigen. „Diese Risse können besonders bei zarten Ohrläppchen entstehen, wenn häufig lange, schwere Ohrringe getragen wurden“, erklärt Deeg. Wer seine Ohrlöcher komplett verschwinden lassen möchte, hat es schwerer - vor allem, wenn sie schon lange bestehen: Dann wachsen sie nicht mehr von selbst zu. Ein plastischer Eingriff könnte auch hier helfen. Der Patient sollte aber abwägen, ob eine eventuelle Narbe wirklich weniger auffällt als das ursprüngliche Ohrloch. Wen das Loch stört, der könne es auch einfach überschminken, rät der Mediziner.