Gesund rauchen mit E-Zigarette?
Der Glimmstängel verbrennt keinen Tabak. Es wird Nikotin verdampft. Kritiker warnen vor unbekannten Folgen.
Düsseldorf. Ein tiefer Zug und die Zigarette glimmt. Tabakgeschmack erfüllt den Mund, Nikotin strömt ins Blut. Obwohl man mitten im Nichtraucherbereich sitzt, beschwert sich niemand. Denn die glimmende Spitze ist eine kleine Leuchtdiode, der Filter beherbergt ein Aromadepot und der Stängel ist ein Akku. „Gedampft“ werden darf theoretisch überall — mit der Elektrozigarette.
Das funktioniert so: Bei jedem Zug verdampft ein Brennelement flüssiges Nikotin, das sich in einer mit Vliesstoff gefüllten Kammer im „Filter“ befindet. Ein Bügel aus hauchdünnen Edelstahlfäden taucht in Vliesstoff ein und leitet die Aromaflüssigkeit über ein Kapilarsystem in den elektrischen Vernebler. Dort wird die Flüssigkeit bei einer Temperatur von rund 65 Grad in Dampf umgewandelt. Bei der herkömmlichen Zigarette wird der Tabak auf 600 bis 800 Grad erhitzt.
Betrieben wird das technische System mit einem Akku, dem weißen Teil der Zigarette. Durch das Saugen an dem Mundstück wird die Zigarette aktiviert. Bis zu 300 Züge bietet eine Kapsel, was laut Experten in etwa 25 Kippen entspricht. Ein Starter-Paket gibt es ab 100 Euro.
Als kleines Extra können die Kapseln in verschiedenen Geschmacksrichtungen erworben werden. Von Schokolade über Banane bis Whisky ist alles dabei. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle des Deutschen Krebsforschungszentrums, bezeichnet das gegenüber der „Apotheken Umschau“ als „gefährliche Verführung“ für Jugendliche und sogar Kinder, die durch süße Aromen an den Zigarettenkonsum herangeführt werden können.
Als „gesunde Alternative zum Rauchen“ oder „Ausweg aus der Nikotinsucht“ preisen die Hersteller ihr Produkt an. Ein gesundes Laster. Das klingt für viele Raucher wie ein schöner Traum. Einen Vorteil hat die E-Zigarette: Anstelle des Qualms atmet der Konsument Dampf ein. Der stinkt nicht, brennt nicht in den Augen und vor allem inhalieren der Konsument und Umstehende nicht die krebserregenden Stoffe, die beim Verbrennen von Tabak entstehen, sondern das reine Nikotin.
Dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass Nikotin ein starkes Nervengift ist, das abhängig macht und zu schweren Schäden führen kann. Außerdem sind die Elektro-Kippen wenig erforscht und Auswirkungen möglicher Schadstoffe unbekannt, sagen Kritiker.
Auch ist unklar, was dem Konzentrat beigemischt ist. Das wissen nur die Hersteller. Nachfragen bleiben mit Verweis aufs Betriebsgeheimnis unbeantwortet.
US-Forscher machen sich unterdessen für die E-Kippe stark. Der Nikotindampf biete eine gesündere Alternative, so das Fazit der University of California und Michael Siegel von der Boston University School of Public Health. Das geringere Gesundheitsrisiko sei höher einzustufen als offene Fragen. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) enthält der Rauch einer normalen Zigarette 4800 Schadstoffe — 90 davon hoch krebserregend. Auch wenn E-Zigaretten tatsächlich weniger schädlich sein sollten, plädiert die DKFZ-Expertin Martina Pötschke-Langer für ein Verbot. Auf ein weiteres Suchtmittel könne man verzichten.