Grüne Woche lockt als Schlemmermeile und Forum
Berlin (dpa) - Was hat die Kiwi mit Berlin zu tun? Herzlich wenig - außer, dass man die pelzige Frucht dort schon probieren konnte, als noch kaum ein Deutscher sie kannte: auf der Grünen Woche. Ihren Ruf als internationale Schlemmermeile hat sich die Messe bewahrt.
Alle großen Themen kommen bei der 76. Ausgabe der Grünen Woche (21. bis 30. Januar) auf die Tagesordnung, seien es der Bioboom, faire Preise für Lebensmittel oder aber Skandale wie BSE und jetzt die massenhafte Verseuchung von Tierfutter mit Dioxin. Themen im Konferenzprogramm mit 300 Tagungen und Seminaren sind etwa der wachsende Wettbewerb um die Biomasse, Tier- und Umweltschutz, Ernährungsfragen und die ländliche Entwicklung. Manche Tagungstitel - vor dem Dioxinskandal festgelegt - wirken unfreiwillig aktuell, etwa: „Balanceakt in der Fleischwirtschaft zwischen grenzenlosem Wachstum und den Grenzen des Wachstums“.
Aber auch wenn einigen Gästen in diesem Jahr der Bissen im Halse steckenbleiben sollte - der größte Teil der regelmäßig rund 400 000 Grüne-Woche-Besucher kommt noch immer nicht wegen geschäftlicher Kontaktpflege, Fachtagungen und politischer Konferenzen in die Messehallen. Sondern um die mehr als 100 000 Genüsse aus aller Welt zu kosten, in diesem Jahr von norwegischen Miesmuscheln über Safran aus Herat bis zu libanesischem Mokka.
Dabei geht längst nicht mehr soviel gratis über die Tresen wie früher. Bestellungen eingerechnet lässt jeder Gast inzwischen im Schnitt mehr als 100 Euro auf der Messe, die damit auch eine Art Konjunkturbarometer geworden ist. An der Ausstellerzahl gemessen, geht es der Branche gut. Voraussichtlich bleibt die diesjährige Grüne Woche nur knapp unter der Rekordmarke von 1659 Ausstellern im Jahr 1998. „Unsere 115 000 Quadratmeter Hallenfläche sind aber heute wie damals komplett ausgebucht“, heißt es vom Veranstalter.
Wenn mitten in der deutschen Hauptstadt das Landleben Einzug hält - Traktorbrummen und Schweinegrunzen inklusive - treffen auch zwei Welten aufeinander. Großstädter streifen auf dem Messegelände durch Elchgehege, beobachten Aal, Hecht und Wels im Aquarium und nippen an ghanaischem Dju-Dju-Bier. Der Erlebnis-Bauernhof zeigt, wie Lebensmittel von Feld und Stall auf den Teller kommen, in diesem Jahr etwa am Beispiel von Mais. Auch ein kapitaler Zuchtbulle ist zu bewundern - während nebenan eine Schnellrestaurant-Riese zeigt, wie das Ende der Produktionskette auch aussehen kann.