Handelsexperte: Vegane Bio-Produkte stark im Kommen
Nürnberg (dpa) - Ob indisch gewürzte Hackfleischbällchen, Pflaumenketchup oder irische Algen - im Bio-Laden gibt es kaum etwas, dass es nicht gibt. Ein neuer Trend: vegane Produkte. Auch Lebensmittel für Menschen mit Unverträglichkeiten entdeckt Experte Radau zuhauf.
Auf der Nürnberger Öko-Messe Biofach (12. bis 15. Februar) werden zahlreiche neue Produkte präsentiert. Waren 2013 Lebensmittel aus Ziegenmilch und mit Kokos die Durchstarter, stehen in diesem Jahr vegane Alternativen hoch im Kurs. Der Handelsexperte und Vorstandsvorsitzende der Kette SuperBioMarkt, Michael Radau, erklärt im Interview, warum Hafermilch oder Sojajoghurt zunehmend beliebt sind.
Herr Radau, was ist neu im Angebot der Bio-Läden?
Radau: Es gibt fünf Trends in verschiedenen Kombinationen. So hat die Hinwendung zu veganen Produkten ganz massiv zugenommen. Das überschneidet sich manchmal mit zwei weiteren Bereichen, den von Convenience-Fertigprodukten und Milchersatzprodukten. Zudem haben wir einen deutlichen Anstieg an Produkten, die sich mit Unverträglichkeiten beschäftigen, also glutenfrei oder für Laktose-Intolerante sind. Und wir haben Hersteller, die regional mit bio qualitätsvoll verknüpfen.
Wieso ist geradeveganesEssen - also ohne tierische Bestandteile - zunehmend beliebt?
Radau: Ich glaube, dass wir als Gesellschaft auf die Massentierhaltung, die immer mehr ins Bewusstsein geraten ist, auch damit reagieren, dass wir sagen: Wir brauchen eine Alternative, wir möchten weg davon. Und das heißt für viele Menschen, dass sie mal vegane Produkte ausprobieren. Dazu kommt, dass viele wirklich leckere vegane Alternativen entstanden sind. Wenn man vor 10, 15 Jahren von vegan gesprochen hat, war das das Bild von asketischen, ausgemergelten Menschen. Heute geht vegan und genussvoll zusammen.
Hafermilch, Sojamilch, Mandelmilch - für die kleine Zielgruppe der Veganer braucht man so viele Ersatzprodukte für Kuhmilch?
Radau: Nein. Die Zunahme an Laktoseintoleranz hat dazu geführt, dass die Menschen eine Alternative brauchen. Man kann denen nicht sagen: Wir haben hier eine Sojamilch und einen Sojajoghurt. Da haben die Hersteller unheimlich nachgezogen und bieten heute eine große Bandbreite an geschmacklichen Alternativen. Das wiederum hat dazu geführt, dass ganz viele Menschen gesagt haben: Ich probiere mal einen Sojajoghurt, ohne dass ich es müsste, rein aus Genussaspekten.
Der Bio-Laden scheint zur Anlaufstelle für Menschen zu werden, die sich auf eine besondere Art ernähren (müssen). Warum?
Radau: Das ist die große Leistung der Naturkosthersteller, dass sie sich selbst die Auflage gegeben haben, eine Volldeklaration zu machen, also bis ins Detail auf die Inhaltsstoffe hinzuweisen. Das ist gerade bei Fertigprodukten total wichtig. So weiß jeder genau, was drin ist.