Hartkäse ja, Milch nein: Mit Nahrungsmittelintoleranz leben
Bonn (dpa/tmn) - Manche Menschen bekommen Magenschmerzen und Durchfall, wenn sie Milch getrunken haben. Das heißt nicht in jedem Fall, dass sie dagegen allergisch sind. Oft vertragen die Betroffenen einfach größere Mengen davon nicht - sie haben eine Intoleranz.
Milch, Obstsalat und Vollkornbrot sind gesund. Doch sie können auch krank machen. Das ist der Fall, wenn jemand gegen einen ihrer Inhaltsstoffe eine Intoleranz hat. „Dabei handelt es sich um eine Unverträglichkeitsreaktion, die damit zu tun hat, dass der Körper gewisse Nahrungsbestandteile nicht richtig verarbeiten und aufnehmen kann“, erklärt der Ernährungswissenschaftler Harald Seitz vom Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn.
Ursache einer Nahrungsmittelintoleranz ist meist ein angeborener Mangel an Verdauungsenzymen. Sie kann aber unter anderem auch durch Darmerkrankungen entstehen. Zu den Stoffen, die am häufigsten nicht vertragen werden, gehören Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker), Gluten (Getreideeiweiß) und Histamin (Botenstoff).
Tatsächlich bedarf es Detektivarbeit, um zu klären, welcher Stoff der Übeltäter ist. Oft hilft ein Ernährungstagebuch. „Letztlich empfiehlt es sich aber, die Symptome durch einen Arzt abklären zu lassen“, sagt die Diplom-Oecotrophologin Bettina Halbach aus Wuppertal. Ausgehend vom Befund muss das Essverhalten umgestellt werden. Ein Überblick:
Laktose: Menschen mit einer Laktoseintoleranz mangelt es am Enzym Laktase, das Milchzucker spaltet. Ohne das Enzym wird der Zucker nicht verdaut, sondern von Darmbakterien abgebaut. „Dabei entstehen Gase, die Blähungen, Völlegefühl und Schmerzen verursachen können. Außerdem kann es zu Durchfall kommen“, erläutert Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED). Ob eine Laktoseintoleranz besteht, verrät ein Atemtest. Dann stehen Milch und Milchprodukte aller Art auf der schwarzen Liste und können nur bedingt verzehrt werden. Aber es gibt laktosefreie und pflanzliche Alternativen.
Fruktose: Eine Fruchtzuckerintoleranz entsteht durch die Fehlfunktion eines Transportproteins. „Durch sie wird die Fruktose nicht oder nur begrenzt durch die Dünndarmschleimhaut aufgenommen und wandert weiter in den Dickdarm, wo sie zu organischen Säuren, Kohlendioxid und Wasserstoff abgebaut wird“, erklärt Doreen-Nadine Hecht, Ernährungsberaterin von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Folge sind Blähungen, Unterbauchschmerzen, plötzlicher Stuhlgang und Durchfall. Die Diagnose erfolgt auch hier per Atemtest. Neben Obst gilt dann unter anderem bei fruchtzuckerhaltigen Lebensmitteln und Honig Vorsicht.
Gluten: Gluten ist ein Klebereiweiß, das in Weizen, Roggen, Gerste und vielen anderen Getreidesorten vorkommt. Wenn jemand unter der auch Zöliakie genannten Glutenintoleranz leidet, bildet sein Körper bei Kontakt Antikörper. „Sie können eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut hervorrufen“, erläutert Seitz. Die Folge sei, dass die Nahrung schlechter verstoffwechselt wird. Dadurch kommt es unter anderem zu Durchfall, Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Die Diagnose einer Zöliakie erfolgt über Bluttests und Gewebeproben. Bei einem positiven Befund lassen sich Weizen und Co. durch glutenfreies Getreide wie Buchweizen oder Mais ersetzen.
Histamin: Histamin existiert als Botenstoff im menschlichen Körper, aber auch in vielen Nahrungsmitteln wie reifem Käse, Wein oder Fisch. Wer dagegen intolerant ist, dem mangelt es an dem für den Histaminabbau verantwortlichen Enzym Diaminooxidase. „Daher verbleibt mit der Nahrung aufgenommenes Histamin länger im Blut und verursacht Beschwerden wie Quaddelbildung, Hautrötungen, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme“, sagt Morlo. Ob eine Unverträglichkeit vorliegt, wird durch eine diagnostische Diät nachgewiesen. Ist es der Fall, empfiehlt es sich, vorwiegend frische, wenig gereifte Produkte zu verzehren, da sie histaminärmer sind.
Service:
Wer eine Nahrungsmittelintoleranz hat und Unterstützung bei der Umstellung seiner Essgewohnheiten braucht, findet eine Liste zertifizierter Diätassistenten und Oecotrophologen auf der Homepage des Verbandes für Ernährung und Diätetik und im Expertenpool des Verbandes der Oecotrophologen.