Herzinfarkt-Schmerz strahlt nicht immer in den Arm aus
Berlin (dpa/tmn) - Immer öfter werden Eingriffe an angegriffenen Herzkranzgefäßen vorgenommen - dabei gibt es nicht unbedingt mehr Patienten als früher. Fakt ist jedoch, dass Herzerkrankungen meist spät erkannt werden.
So können Betroffene Schmerzen besser zuordnen.
Eine koronare Herzerkrankung macht sich oft erst bemerkbar, wenn es schon fast zu spät ist: Typische Folge von verengten Herzkranzgefäßen ist ein akuter Herzinfarkt aufgrund eines Gefäßverschlusses. Anzeichen dafür sind Schmerzen in der Brustmitte rund um das Brustbein, die in den Oberkörper ausstrahlen. Prof. Dietrich Andresen von der Deutschen Herzstiftung beschreibt sie als „flächenartig, drückend und brennend“ und verbunden mit einem Engegefühl in der Brust. Die Annahme, dass die Schmerzen bei einem Herzinfarkt immer in den linken Arm ausstrahlen, sei allerdings falsch.
„Das kann, muss aber nicht sein“, sagte der Kardiologie von der Evangelischen Elisabeth-Klinik Berlin. Begleitend hätten Herzinfarkt-Patienten oft Schweißausbrüche, ihnen werde übel und sie müssten sich übergeben. Wer die Anzeichen eines Infarkts bemerkt, sollte umgehend den Notarzt rufen, denn es besteht Lebensgefahr.
Bei einem akuten Herzinfarkt ist ein Herzkranzgefäß verstopft, der damit verbundene Herzmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und stirbt stellenweise ab. „Je größer das betroffene Gefäß ist, desto größer ist der Schaden für das Herz“, erläutert Andresen. Etwa sechs Stunden Zeit blieben, um das verstopfte Gefäß wieder durchlässig zu machen, zum Beispiel durch den Einsatz eines Stents. Wenn aber schon 40 Prozent des Herzmuskels abgestorben seien, reiche das für den Patienten nicht mehr zum Überleben.
Eine zweite Form der koronaren Herzkrankheit spüren Betroffene bei körperlicher Belastung. „Bei einer Angina pectoris verengen sich die Herzkranzgefäße immer mehr, sind aber noch offen“, erklärt Andresen. Bewegt sich der Patient nicht, reiche der Blutfluss aus, um den Herzmuskel zu ernähren. Sobald der Mensch aber zum Beispiel eine Treppe steigt, braucht der Muskel mehr Blut, und das können ihm die verengten Gefäße nicht liefern.
Das äußert sich in Form von Schmerzen. „Sie sind vom Charakter her wie bei einem Infarkt, aber nicht unbedingt die Vorform eines Infarkts.“ Bleibt der Betroffenen stehen, verschwinden die Schmerzen wieder. Allerdings kann es infolge einer Angina pectoris irgendwann auch zu einem Herzinfarkt kommen.
Das Herz ist ein Hohlmuskel, der mit einem eigenen Blutsystem ernährt wird. Aus der Aorta, der Hauptschlagader des Körpers, reichen dafür Gefäße kranzförmig in den Herzmuskel hinein. Sie werden als Koronargefäße bezeichnet. Ihre Wände sind laut Andresen zunächst elastisch, können aber zunehmend durch Ablagerungen wie Cholesterin versteifen und verhärten. Steigt dann der Blutdruck, können sie einreißen. Um die so entstandene Blutung zu stillen, sammeln sich Blutplättchen an der schadhaften Stelle und verstopfen im schlimmsten Fall des Gefäß - es kommt zum Herzinfarkt.