Hüft-OP: Wichtige Hinweise für Patienten

Berlin (dpa/tmn) - Die Regierungskoalition will die Zahl unnötiger Operationen verringern. Insbesondere Hüft-OPs oder Knieimplantationen sind oft überflüssig. Doch was können Patienten tun, die einen solchen Eingriff vorgeschlagen bekommen?

Und wo finden sie Hilfe?

Diskutiert wird derzeit etwa, wie sich den übermäßigen Steigerungen bei Hüft- oder Knieoperationen Einhalt gebieten lässt. Nach Angaben der Krankenkasse Barmer GEK war die Zahl neuer Hüftprothesen zuletzt binnen sieben Jahren um 18, die der Knieimplantationen sogar um 52 Prozent gestiegen. Andere Kassen nennen ähnliche Zahlen.

Wer vom Arzt den Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks vorgeschlagen bekommt, sollte immer die medizinische Notwendigkeit des Eingriffs klären. „Fragen Sie ganz konkret danach, was passieren würde, wenn Sie nichts machen lassen, wie sich zum Beispiel die Schmerzen entwickeln würden“, sagt Barbara Tödte, Ärztin bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. Sinnvoll kann es dabei sein, eine zweite Meinung von einem anderen Mediziner oder einer anderen Klinik einzuholen.

Die wenigsten Patienten stellen sich allerdings die Frage nach der Notwendigkeit eines künstlichen Gelenks, hat Tödte in ihrem Beratungsalltag beobachtet. „Grundsätzlich will sich kaum jemand mit dem Nutzen einer vorgeschlagenen Therapie befassen“, sagt die Ärztin. Die meisten Ratsuchenden wollten unbedingt ein neues Gelenk, weil ihr Leidensdruck durch Schmerzen so groß sei, dass sie die Beschwerden unbedingt loswerden möchten. „Meist erreicht uns nur die Frage: 'Welche Klinik soll ich wählen? Wo gibt es das beste Ergebnis?'“

Selbst wenn eine Klinik von dem Eingriff abrät, so ihre Erfahrung, fragten sich Betroffene nur, wie sie trotzdem an ein neues Gelenk kommen. Grundsätzlich sei ein künstliches Gelenk aber lediglich ein Tausch von Risiken, betont Tödte. Die gewünschte Sicherheit und Beschwerdefreiheit durch eine OP sei nie garantiert. „Man tauscht eine womöglich sehr eingeschränkte Lebensqualität, weil man zum Beispiel nicht mehr weit gehen kann, gegen das Risiko der Operation“, erläutert die Medizinerin.

Es treffe außerdem nicht zu, dass das Ergebnis allein von der Fähigkeit des Operateurs abhänge, auch wenn das viele Menschen glaubten. Zahlreiche andere Faktoren wie der Heilungsverlauf oder die Fähigkeit des Körpers, mit dem Material des künstlichen Gelenks zurechtzukommen, spielten eine Rolle.

Die aktuellen Koalitionspläne bedeuteten überdies nicht, dass Patienten künftig nicht alle notwendigen Behandlungen erhalten. Gesundheitsminister Daniel Bahr sagt: „In Deutschland kann sich jeder darauf verlassen, die notwendige Behandlung und Operation zu erhalten, und dafür werden wir weiter sorgen.“

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