Internet-Bewertung verschoben
Noch müssen Ärzte keine Noten fürchten: Die AOK wollte als erste Krankenkasse ins Netz – auf 2011 verschoben.
Düsseldorf. Das Internet-Arztbewertungsportal der AOK, der AOK-Arztnavigator, hat Verspätung: Eigentlich hatte die Krankenkasse dies bereits für diesen Herbst eingeplant. Erste Arztbewertungen der Versicherten werden nun aber nicht vor Frühjahr 2011 im Internet zu sehen sein. Der Rücklauf verlief offenbar so schleppend, dass der AOK-Bundesverband nun Briefe hinterherschicken muss.
Seit gestern werden an die Versicherten in der Pilotregion Thüringen die rund 30 Fragen zur Bewertung ihres Arztes in gedruckter Form geschickt, ab Dezember dann an die Versicherten in der zweiten Pilotregion Berlin. Haupt-Zugangsweg bleibt aber die Online-Befragung, die seit Anfang Juni für alle AOK-Versicherten in drei Pilotregionen geöffnet ist.
"Wir brauchen einen langen Atem", sagt Peter Willenborg vom AOK-Bundesverband. Man bleibe aber bei der Devise "Qualität vor Schnelligkeit".
Die Ergebnisse für einen Arzt würden erst veröffentlicht, wenn mindestens zehn Bewertungen für ihn vorliegen. Und dafür reiche es bislang noch nicht. Die Auswertung der Fragebögen übernehme eine private Dienstleistungsfirma. "Wir als Krankenkasse dürfen nicht wissen, welcher Versicherte welchen Arzt bewertet."
Die AOK hatte als erste Kasse angekündigt, ein eigenes Arztbewertungsportal einzurichten, gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung.
Hinsichtlich bereits bestehender Internetseiten mit Arztbewertungen kommen Studien zu verhaltenen Ergebnissen. Martin Emmert vom Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement an der Uni Erlangen-Nürnberg hat 15 Arztbewertungsportale verglichen und sieht "erhebliches Potenzial für Verbesserungen".
Weil in der Regel die E-Mail-Adresse als Identifizierung ausreiche, attestiert Emmert eine "Manipulationsanfälligkeit". Die Seiten böten zu wenig Bewertungen pro Arzt, seien daher nicht repräsentativ.
Das zeigt ein Beispiel aus Düsseldorf, wo es einen weit über die Grenzen der Stadt bekannten Pränatalmediziner gibt. Schaut man jedoch nach dessen Bewertung im Internet, so hat er etwa bei DocInsider und bei Jameda keine Bewertung und bei Jameda nur eine Empfehlung. Bei solchen Ergebnissen hat die AOK durchaus Chancen, es besser zu machen.