Kaffee-Preuße von Hawaii: Ein Berliner macht Edelkaffee
Kona (dpa) - Hans Eckert war schon jenseits der 60, als er seine fünfte Karriere begann. Nach Pilot, Wissenschaftler, Politikdozent und Taucher nun also Kaffeebauer. Aber nicht irgendwo und irgendwas: Der 71-Jährige ist Kaffeebauer, -röster, -vermarkter und -verkäufer auf Hawaii, da wo einer der edelsten Kaffees der Welt herkommt.
Der Berliner macht einen der besten.
Kona heißt die Region auf Hawaii, in der früher die Könige der Inselkette residierten. Hier wurde 1779 auch der Entdecker James Cook getötet, heute ist „Kona“ jedoch gleichbedeutend mit Spitzenkaffee. Für das Fachmagazin „Roast“ ist Kona „die Königin aller Kaffeesorten“, und selbst Mark Twain räumte schon vor mehr als 100 Jahren ein, dass es der beste Kaffee sei, den er je gekostet habe. Wird im Weißen Haus Kaffee serviert, ist es Kona und selbst im Weltall war die Kaffeesorte schon. Dabei gilt er als der teuerste Kaffee der Welt: Ein Pfund kann 60 Euro und mehr kosten.
„Es gibt heute 800 Kaffeeplantagen in Kona. Weil die meisten winzig sind, spricht man hier von „Kaffeegärten““, sagt Hans Eckert. Die meisten sind seit Generationen Kaffeebauern - Eckert nicht. „Ich habe erst vor zehn Jahren angefangen. Aber ich bin stolz, dass mein Kaffee schon mehrere Medaillen gewonnen hat.“
Der Berliner war Offizier bei der Luftwaffe, wurde dann in den USA ausgebildet und blieb dort hängen. Seit 1971 ist er auch amerikanischer Staatsbürger, nach dem Ende seiner Karriere beim Militär wurde der Doktor der Politologie Dozent in Kalifornien. Aber regelmäßig flog der begeisterte Taucher nach Hawaii.
„Meine Frau Marsha ist eine geborene Lyman“, sagt er. Den Namen kennt man auf Hawaii gut, gehörten die Lymans doch vor zwei Jahrhunderten zu den ersten Missionaren. Bei Ms. Lyman soll damals - nur wegen der schönen Blüten - ein Kaffeebaum im Garten gestanden haben. Eckert griff die Geschichte auf - und macht Kaffee.
Gute drei Hektar Dschungel verwandelte er in seinen Kaffeegarten. „Weil ich keine Ahnung hatte, bin ich zu 20, 25 Kaffeebauern hin und habe mir alles erklären lassen“, erzählt er. Bereitwillig hätten sie Auskunft gegeben und dem Deutschen mit dem Pferdeschwanz alles erklärt. „Natürlich ging anfangs einiges schief. Aber wir haben uns gemacht.“ Eckert räumt ein, dass er ohne seine Frau, eine gefragte Programmiererin, nicht leben könnte: „Sie verdient das Geld, das ich mit dem Kaffee verliere.“
Ganz so schlimm ist es aber dann doch nicht, hat Hans Eckert doch Kunden in aller Welt: „Finnen, Koreaner, Japaner - ich bin stolz, dass die alle meinen Kaffee wollen“, sagt er und packt am Schreibtisch unter dem Berliner S-Bahn-Plan ein Paket. Denn Eckert hat auf der Plantage zwar ein paar Helfer, ansonsten macht er alles selbst. Sogar das Versiegeln der Tüten - per Bügeleisen. „Die entsprechende Maschine kostet 600 Dollar, kann ich mir nicht leisten. Will ich auch gar nicht, weil es mit dem Bügeleisen genauso gut geht. For free!“
Eckerts Kaffee ist beliebt, weil er als Bio-Kaffee angebaut wird. Das machen nur 40 der 800 Plantagen. Das „Roast“-Magazin zitiert den Deutschen gern im Kampf gegen „Kona Blend“. Diese Mischung, bei der 10 Prozent Kona mit 90 Prozent billigen Kaffees gemischt werden, seien „Humbug“, heißt es in dem Fachmagazin. Eckert sieht dies auch so: „Kein Experte konnte je die zehn Prozent herausschmecken. Wenn man in Sekt zehn Prozent Champagner kippt, wird auch kein Champagner draus.“
Warum tut sich Eckert das alles noch an, die schwere Arbeit mit über 70, die kaum etwas einbringt? „Man kann nur ein richtig gutes Produkt machen, wenn im Herzen noch das Feuer brennt. Und noch brennt es bei mir“, sagt er. „Und außerdem habe ich Spaß an der Arbeit. Ich bin eben ganz Preuße.“