Kassen-Umfrage: Immer mehr Bewegungsmuffel in Deutschland

Berlin (dpa) - Deutschland wird nach einer Kassenumfrage immer mehr zum Land der Bewegungsmuffel. Besonders Jüngere sitzen viel zu lange herum - am liebsten vor dem Computer. Dabei ist es leicht, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren.

Mit Treppensteigen zum Beispiel.

Nur jeder zehnte Bundesbürger lebt einer Umfrage zufolge rundum gesund. Die größten Sünden begehen die Deutschen laut einer Analyse der Sporthochschule Köln bei Bewegung, Ernährung und im Umgang mit Stress, teilte die Deutsche Krankenversicherung (DKV) am Freitag (5. Oktober) in Berlin mit. So schafft fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) noch nicht einmal die Mindestempfehlung von 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche. Die größten Bewegungsmuffel sind dabei die 18- bis 29-Jährigen. Sie toben sich in ihrer Freizeit zunehmend in Sozialen Netzwerken am Computer aus.

Im Vergleich zur ersten Umfrage im Jahr 2010 leben die Deutschen damit weniger gesund. Vor zwei Jahren punkteten noch 14 Prozent der Interviewten mit einer vernünftigen Lebensweise, nun sind es noch 11 Prozent. Für die repräsentative Studie der privaten Kasse hatte die Hochschule im März und April rund 3000 Menschen nach ihrem Alltag gefragt: wie viel sie sich bewegen, was sie essen, wie gestresst sie sich fühlen und wie sie mit Alkohol und Zigaretten umgehen. Aus diesen Selbstauskünften berechneten die Interviewer ihre Gesundheitsstatistik.

Lichtblicke gibt es danach nur beim Konsum von Tabak und Alkohol. Die Zahl der Raucher sank innerhalb von zwei Jahren von 25 auf 22 Prozent. Ungesundes Trinkverhalten ging von 19 auf 16 Prozent zurück. Auf allen anderen Gebieten sah es düsterer aus: Bereits jeder Zweite ernährt sich nicht abwechslungsreich genug und fühlt ungesunden Stress.

Bei der Bewegung verhalten sich die Älteren inzwischen sogar erheblich gesünder als die Jüngeren. Menschen über 65 sitzen pro Tag rund 240 Minuten ruhig auf einem Stuhl. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 360 Minuten - ein Spitzenwert unter allen Altersgruppen. So lang am Schreibtisch kleben nach der Studie sonst nur Akademiker bei der Arbeit. Darüber hinaus schneiden die Jüngeren auch beim Thema Ernährung, Rauchen und Trinken schlecht ab.

Ein weiteres Umfrage-Ergebnis mag da nicht verwundern: Fast die Hälfte der Bundesbürger hält sich selbst für übergewichtig. Viele fühlen sich mit zu vielen Kilos auf den Rippen auch weniger vital als Menschen mit Normalgewicht.

Dabei ist es recht leicht, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Treppensteigen zum Beispiel ist eine einfache und effektive Fitnessübung. Es trainiert die Atmung, das Herz-Kreislaufsystem sowie Po-, Oberschenkel- und Wadenmuskulatur, sagt Sabine Kind von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken. Auch der Stoffwechsel werde so verbessert. Weitere mögliche Effekte seien eine erhöhte Ausdauer-Leistungsfähigkeit, ein verringerter Bauchumfang und ein niedrigerer Blutdruck sowie ein niedrigerer LDL-Cholesterin-Wert. „Das Zurücklegen von circa 400 Treppenstufen am Tag entspricht etwa einer 15-minütigen Joggingeinheit“, sagt die Dozentin für Gesundheitsförderung.

Treppensteigen könne man an nahezu jedem Ort „trainieren“: auf dem Weg zum Arbeitsplatz, im Büro, beim Einkaufen. Als Trainingstipps nennt Kind: „Langsam beginnen, bei jeder Stufe die Beine kräftig strecken. Eine Etage langsam, die nächsten Etagen schnell hoch laufen und das Tempo eventuell noch steigern. Auch mal zwei Stufen auf einmal nehmen. Mal mit ganzem Fuß und mal nur auf den Ballen laufen.“