Zu viel Unwissen über Masern: Impfkampagne startet

Berlin (dpa) - Ein kleiner Piks - und der Körper ist gegen eine Maserninfektion geschützt. Doch in Deutschland lassen sich zu wenig junge Menschen impfen. Viele kennen die Risiken einer Infektion nicht.

Zu wenig junge Menschen in Deutschland lassen sich nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gegen Masern impfen. Ein Hauptgrund dafür sei das Unwissen über die möglichen Folgen einer Infektion wie Mittelohr-, Lungen- oder Gehirnhautentzündung, teilte die Behörde am Freitag (5. Oktober) in Berlin mit. Unter dem Motto „Deutschland sucht den Impfpass“ startet die BZgA deshalb eine nationale Kampagne für Masernimpfungen.

In einer Umfrage unter 4000 Bundesbürgern schätzte fast ein Drittel die Masernimpfung als „nicht so wichtig“ ein. Beim Wundstarrkrampf (Tetanus) glaubten das nur drei Prozent. Ein Viertel der Interviewten, die nach 1970 geboren wurden, hielt Masern auch für „keine besonders schwere Krankheit“. Und 60 Prozent gaben an, dass sie niemand über die Notwendigkeit einer Impfung informiert habe.

Die Folgen verwundern nicht: Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der BZgA 1607 Masernfälle in Deutschland. Das sind zu viele, um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zu unterstützen: die Masern weltweit auszurotten. Rund die Hälfte der Ansteckungsfälle in Deutschland betreffen Jugendliche und junge Erwachsene, die keinen Impfschutz haben.

Für Kinder werden zwei Impfungen gegen Masern in Kombination mit Röteln und Mumps (MMR-Impfung) empfohlen: die erste MMR-Impfung zwischen dem vollendeten 11. und 14. Lebensmonat und die zweite vor dem zweiten Geburtstag. Größeren Kindern sowie Jugendlichen, die Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln versäumt haben, wird geraten, diese möglichst schnell nachzuholen.

Da es bei Masern aber Impflücken gibt, empfiehlt die Ständige Impfkommission seit 2010 auch allen Erwachsenen, die nach 1970 auf die Welt kamen und in der Kindheit nicht oder nur einmal gepikst wurden, eine Immunisierung. Besonders angeraten wird sie, wenn Menschen im Gesundheitsbereich oder in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten. Auch bei der Betreuung von Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ist eine Impfung verantwortungsvoll.

In der jüngsten BZgA-Umfrage hatten 80 Prozent der Deutschen unter oder um die 40 allerdings noch nie von dieser Empfehlung gehört. Nur die Hälfte fühlte sich generell gut über Impfungen informiert. Dabei befürworten zwei Drittel der Befragten Immunisierungen, nur vier Prozent lehnten sie ab.

Die Kampagne wirbt nun mit heiteren Motiven über die verzweifelte Suche nach dem Impfpass - unter dem Sofa oder in Kisten. Denn bisher wollen nur 13 Prozent der Befragten ihre Impfung nachholen. Auch das sind zu wenige, um die Masern auszurotten.