Künstliche Wurzel: Implantate füllen Lücken im Gebiss
Hannover (dpa/tmn) - Einen Zahn zu verlieren, ist für viele ein Alptraum. Doch es gibt Abhilfe: Implantate verwollständigen das Gebiss wieder. Nur eignen sie sich nicht für alle Patienten.
Wer durch einen Unfall, durch Karies oder Parodontitis einen oder mehrere Zähne verliert, braucht Ersatz. Neben konventionellen Brücken und herausnehmbaren Prothesen kommen dafür Implantate infrage. Die künstlichen Wurzeln sehen aus wie Schrauben, bestehen meist aus Titan und werden fest im Kieferknochen verankert. Sind sie eingeheilt, kommt eine Krone darauf.
Was spricht für ein Implantat?
„Der wesentliche Vorteil eines Implantats ist, dass die natürlichen Nachbarzähne nicht beschliffen und nicht beschädigt werden“, erklärt Prof. Germán Gómez-Román, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Für manch einen älteren Patienten sind Probleme mit dem herausnehmbaren Zahnersatz ein Grund, über ein Implantat als Alternative nachzudenken, hat Angelika Brandl-Naceta beobachtet. Sie ist im Vorstand des Deutschen Zahnärzte Verbands in Bergisch-Gladbach. Die Krone auf einem Implantat sitzt später fest und ermöglicht unbeschwertes Kauen. Und sie sieht aus wie ein natürlicher Zahn.
Welche Risikofaktoren gibt es?
„Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen, Autoimmunerkrankungen, Tumorerkrankungen oder schwerem Diabetes sollte man sehr kritisch darüber nachdenken, ob ein Implantat sinnvoll ist“, erklärt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer in Berlin. „Auch Bisphosphonate, die bei Tumorerkrankungen und Osteoporose eingesetzt werden, können den Einsatz von Implantaten verbieten.“
Wie finde ich einen erfahrenen Facharzt?
Erster Ansprechpartner ist der Zahnarzt. „Er ist für die Befunderhebung, Diagnose und die Festlegung und Planung der Therapie zuständig“, erläutert Oesterreich. Das Einsetzen des Implantates kann dann ein Zahnarzt, ein Implantologe oder ein Oralchirurg übernehmen.
Wann sollte der Eingriff erfolgen?
Eine Lücke im Gebiss wird am besten schnellstmöglich geschlossen. „Wenn ein Zahn gezogen wurde oder verloren ging, bildet sich der Kieferknochen relativ schnell zurück“, erklärt Gómez-Román.
Wie läuft die Implantation ab?
Ein Implantat wird meist unter örtlicher Betäubung eingesetzt. „In unserer Klinik verwenden wir nur Titanschrauben“, sagt Gómez-Román. Leidet ein Patient unter einer Metallallergie, wird Keramik eingesetzt. Die Zahnlücke schließt der Mediziner mit einem vorläufigen Zahnersatz. Ist die implantierte Schraube gut eingewachsen, passt der Arzt den endgültigen Zahnersatz an.
Welche Komplikationen können auftreten?
Direkt nach dem Eingriff darf das Implantat nicht gleich voll belastet werden. Die Einheilphase, in der die Ersatzwurzel fest mit dem Knochen verwächst, dauert etwa zwei bis drei Monate. „Günstig ist, wenn der Patient zumindest anfangs nach der Operation auf weiche Kost setzt. Unverzichtbar ist außerdem gute Mundhygiene“, rät Gómez-Román. Mögliche Komplikationen sind Entzündungen rund um das Implantat oder auch entzündlicher Knochenabbau.
Welche Kosten entstehen?
Zahnimplantate sind deutlich teurer als die Behandlungsalternativen. Je nach Material, Oberflächenstruktur und notwendigen Behandlungsschritten müssen Patienten unterschiedlich tief in die Tasche greifen. „Aber mit 2500 bis 3000 Euro kann ein Patient schon rechnen“, sagt Gómez-Román.