Lassa-Fieber: Behörden sehen keine Gefahr für Bevölkerung
Köln (dpa) - Ein in Köln an Lassa-Fieber gestorbener Patient stellte nach Einschätzung der deutschen Behörden zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung dar.
Die insgesamt 45 Personen, die mit ihm in Deutschland in Kontakt seien, seien alle medizinisches Fachpersonal, sagte am Donnerstag Prof. Gerhard A. Wiesmüller vom Kölner Gesundheitsamt. Sie werden jetzt medizinisch genau beobachtet.
Bei dem Patienten handelte es sich um einen 46 Jahre alten US-Bürger, der in Togo als Krankenpfleger gearbeitet hatte. Seine Familie soll dort „missionarisch tätig gewesen sein“.
Der Mann war am 25. Februar in Köln eingetroffen und befand sich den Angaben zufolge bereits in einem kritischen Zustand. Am nächsten Morgen starb er. Die Mediziner gingen zunächst von einer Blutvergiftung aus, festgestellt wurde „Multi-Organ-Versagen“.
Weitere Untersuchungen hätten schließlich „die überraschende Diagnose einer Lassa-Virus-Infektion“ bestätigt, sagte Prof. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln. Überraschend deshalb, weil Togo bisher nicht als Infektionsgebiet gegolten habe und zuvor in 42 Jahren nur fünf Fälle von Lassa-Fieber in Deutschland bekannt geworden seien.
Lassa zählt wie Ebola und Dengue-Fieber zu den hämorrhagischen Fiebern. Lassa-Viren können Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen auslösen, später sind Hautblutungen, Durchfall und Erbrechen möglich.
Eine deutsche Krankenversicherung hatte bei der Uniklinik angefragt, ob sie den 46-Jährigen behandeln könne. Insgesamt hielt er sich bis zu seinem Tod nur wenige Stunden in Deutschland auf. In dieser Zeit hatten 33 Mitarbeiter der Uniklinik und 12 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes mit ihm Kontakt.
Experten halten die Gefahr weiterer Ansteckungen für sehr gering. „Lassa ist nicht so leicht übertragbar wie Ebola“, sagte Stephan Günther, Leiter der Abteilung Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Eine Ansteckung innerhalb Europas sei bisher noch nie vorgekommen.
„In Afrika sehen wir schon Übertragungen“, erläuterte Günther. In den dortigen Hospitälern seien die Schutzmöglichkeiten oft aber auch viel schlechter als in Europa. Man wisse insgesamt von 20 bis 30 Lassa-Patienten, die im Laufe der Zeit aus Afrika nach Europa gekommen seien. Keiner von ihnen habe hier jemanden angesteckt, „obwohl sie zum Teil auch ungeschützt Kontakt hatten, auch mit Familienangehörigen“. Der Professor folgert daraus: „Das muss man abstufen zu Ebola. Das Risiko ist nicht sehr hoch, es ist aber da.“
Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, ebenfalls vom Bernhard-Nocht-Institut, sagte, nach einem Lassa-Fall wie dem in Köln träten umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. „Man verbrennt zum Beispiel die Klinikabfälle. Dafür gibt es ganz strikte Anweisungen, wie so ein Material entsorgt wird.“ Alle übrig gebliebenen Proben würden als Hochsicherheitstransport ins Institut für Tropenmedizin gebracht.